Heavysaurus - Pommesgabel

Review

Preisfrage: Was ist der Unterschied zwischen einer Metalband für Kinder und einer für Erwachsene? Nun ja, HEAVYSAURUS beweisen, dass zwischen beide eigentlich kein Blatt Papier passt. Bevor wir uns der neuen Platte widmen, wollen wir unsere Leser bei dieser Gelegenheit dazu anhalten, sich mal an die eigene Nase zu fassen. Die meisten von uns gehören einer Subkultur an, welche aus erwachsenen Menschen besteht, die T-Shirts mit Cartoon-Monstern tragen, obsolete Medien sammeln und dabei Männern zuhören, die in Mickey Maus Stimmen über Hexen, Drachen oder Teufel singen. „Erwachsen“ geht also anders. Der Metal-Elitismus hat sich gut gehalten, doch sein Ende ist spätestens mit HEAVYSAURUS offiziell eingeleitet. Wieso das nichts Schlimmes ist, erfahrt ihr in unserer Review.

Heavysaurus – Spaß für jung und alt

Natürlich geht man ohne große Erwartungen an eine Platte wie „Pommesgabel“. Aber sobald man den Play-Button gedrückt hat, wird man rasch von einer hervorragenden Produktion und fetten Riffing überrascht. Das Titellied „Pommesgabel“ erinnert unweigerlich an SABATON, POWERWOLF und generell an Bands, die des Öfteren von Napalm Records veröffentlicht werden – mit dem Unterschied, dass es BESSER ist. HEAVYSAURUS haben nämlich gar nicht erst die Vorsatz, eine sogenannte „ernsthafte“ Band zu sein und geben kleinen und großen Metal-Dinos einfach ihren Spaß. Das ganze Projekt wirkt äußerst entlarvend: Wie kann es sein, dass renommierte Labels uns Musik verkaufen, welche eigentlich auch auf einer Kinderplatte stattfinden kann?

Obwohl es natürlich nicht schlimm ist, Spaß an Kinderkram zu haben, sagt dies viel über den Zustand der Metalszene und die allgemeine Unreife der Gesellschaft aus. Warum ist die Prätention der „Ernsthaftigkeit“ wichtig, wenn man eh nur sein Vergnügen haben möchte? HEAVYSAURUS stellen also ohne Ironie die ehrlichere Alternative zu genannten Bands dar. Ältere Semester sollten sich überdies fragen, ob Songs über „Geridete Metalmonster“ oder „Die Angst vor dem Dunkeln“ wirklich so viel reifer sind als jene, die sich um den „Laser Ninja“ oder „Haarigen Kobold“ drehen. So oder so ist es klar, dass HEAVYSAURUS gut produzierten Metal liefern, der die Kleinsten in unser aller liebstes Hobby einführen.

Ein stacheliges Rückrat

Michael Voss wird den meisten als Mitstreiter, Songwriter und Produzent von Michael Schenker bekannt sein. Er schlüpft in die schuppige Haut des „Mr. Heavysaurus“ und verleiht dem Projekt somit seine hervorragende Stimme. Für die Kleinen kann man sich keine bessere Einführung in den Metal wünschen: Voss bringt die Texte so rüber, als wäre er ein Vater, der seinen Sprösslingen Märchen erzählt. Wer seinem Kind HEAVYSAURUS zum Hören gibt, macht also pädagogisch nichts falsch. In Zeiten, wo dubiose Konzerne Einfluss auf Kinderprogramm und Lehrpläne haben, ist es gesünder, stattdessen einfach 5 schrulligen Dinos zu lauschen.

Deutschen Metal-Veteranen dürfte der Name Christoph Leim bekannt sein. Er ist als ehemaliger Redakteur beim Metal Hammer und Gitarrist bei THE NEW BLACK bekannt. In seiner Rolle als „Riffi Raffi“ gibt er eine sehr gute Vorstellung davon ab, was die Kunst der Heavy Metal-Gitarre eigentlich bedeutet. Ob der Genuss des Albums Kinder dazu bringt, selber Gitarre spielen zu wollen? Wer weiß. Jugendliche Metalfans lernen durch ihr Hobby meist ein Instrument, gutes Englisch sowie viele historische und literarische Fakten – was würde passieren, wenn man sie schon im Kindesalter für harte Sounds begeistern kann? Bestimmt nichts Schlechtes.

Jurazeit oder Komet?

Es ist ganz einfach eine Frechheit, was Metalheads nachgesagt wird. Das Image als verblödete und abgehängte Idioten hängt den meisten nach, obwohl sie genau so oft Kinder haben und verantwortungsbewusste Erwachsene sind. Grund genug, seine Kleinen mit zu HEAVYSAURUS zu nehmen und mit ihnen das Vergnügen der Musik zu teilen. Elitisten müssen sich damit abfinden, dass sich die Welt weiter gedreht hat und der Metal auch im Kindergarten angekommen ist.

„Pommesgabel“ ist das ideale Futter für den CD-Player im Kinderzimmer und entzieht sich unserer Bewertung. Schließlich besteht unsere Leserschaft meist nicht aus der Zielgruppe. Diese bekommt eine bunte Bonbontüte an Songs die man im April als auch 2025, live erleben kann. Wer Nachwuchs hat, sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen.

Fazit: Pädagogisch wertvoll.

 

 

05.04.2024

Werbetexter und Metalhead aus NRW.

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