Heidenspass - Bluomenrot

Review

Aus dem Breisgau, dem südwestlichsten Zipfel der Republik, kommen die selbsternannten „Spielleute der Herzen“ mit ihrer bereits dritten Langspielscheibe „Bluomenrot“ daher. Und auch wenn man ihnen sicherlich weder einen Mangel an Spielfreude noch an Einsatzbereitschaft unterstellen kann, fällt es mir schwer, so richtig mit ihnen warm zu werden. Sicherlich, ihre in ein gänzlich akustisches Gewand gehüllte Weisen sind wesentlich authentisch-mittelalterlicher als es Gruppen wie IN EXTREMO oder SCHANDMAUL jemals sein wollten. Dennoch bleibt der HEIDENSPASS bei mir leider aus.

Während die instrumentalen Titel im Grunde genau jenem Dudelsack-Gedudel entsprechen, dass man auf einem Mittelalter-Markt erwartet, wird es ganz fürchterlich kitschig, sobald sich Gesangsstimmen hinzugesellen. Nicht, dass ich einer gesunden Prise Kitsch prinzipiell abgeneigt wäre, aber HEIDENSPASS überschreiten die Grenze zur klebrigen Ohrenpein praktisch ununterbrochen. Dabei hat beispielsweise „Ich Will Trûren Faren Lân“ durchaus seinen Reiz und weist einige interessante melodische Wendungen auf. Dennoch blutet mein Metaller-Herz bei der ohrenscheinlichen Naivität, die den Stücken zugrunde liegt.

Im Grunde muss man sich wohl einfach vor Augen führen, was die Musik der Freiburger wirklich ist, nämlich Volksmusik. Und das darf keinesfalls mit volkstümelnden Schlager-Schmonzetten der Marke „Musikantenstadl“ verwechselt werden. Vielmehr geht es um die authentische Interpretation überlieferter Volkslieder und Neukompositionen, die dasselbe Flair atmen. So verwundert es nicht, dass der Titeltrack überdeutlich an „Muss I Denn, Muss I Denn Zum Städtele Hinaus“ erinnert und auch sonst allerorten Erinnerungen an die eigene Kindheit wachgerufen werden. Dabei ist das spiel- und produktionstechnische Niveau ausgesprochen solide. Lediglich die Vokalperformance könnte vereinzelt noch etwas treffsicherer ausfallen.

„Bluomenrot“ soll ein Frühlingsalbum voller positiver Gefühle sein, in dem sich das Erblühen des prallen Lebens wiederspiegelt. Dies merkt man auch sehr deutlich, trotzdem lassen es sich die Musiker nicht nehmen, im Booklet des ausgesprochen hübsch gestalteten Digipacks kurz einige Gedanken zu jedem Lied zu skizzieren. Für Leute, die Interesse an hochwertiger Volksmusik haben, dürfte das ein insgesamt durchaus schönes Album abrunden. Mir persönlich klingt aber dann doch vieles schlichtweg zu seicht und ich sehne mich beim Hören des Albums eher nach den räudigen Rock-Interpretationen von IN EXTREMO oder den wesentlich anspruchsvolleren Dudelsack-Kompositionen von CAPUD DRACONIS. Denn an denen habe ich tatsächlich meinen HEIDENSPASS.

28.06.2012

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