Heretoir - The Circle

Review

HERETOIR bilden, neben den ebenfalls als umstritten zu bezeichnenden THRÄNENKIND, die Speerspitze des deutschen Post Black Metal. Dabei wird das „Post“ vor dem Black Metal fett geschrieben, unterstrichen und mit einem Kasten umrandet.

Mit ihren bisherigen Veröffentlichungen, dem selbst betitelten Debüt (2011) und der erweiterten Wiederveröffentlichung der „Existenz“-EP unter dem Namen „Substanz“ (2012) kamen HERETOIR bisher bei metal.de nicht über durchschnittliche Bewertungen hinaus.

Haben Bock auf Ökostrom und Latte macchiato mit Sojamilch – HERETOIR 2017

Neuer Versuch – „The Circle“

Nun erscheint mit „The Circle“ das zweite Album der elfjährigen Bandgeschichte, welches den in der Vergangenheit eingeschlagenen Pfad wenig überraschend nicht verlässt. HERETOIR bleiben ihrem Stil des melodramatischen Post Black Metal mit Shoegaze und Post Rock-Einflüssen mehr als konsequent treu. Ob dieser Stil nun kitschig oder atmosphärisch ist, liegt sicherlich im Auge des Betrachters. Beide Sichtweisen haben eine Existenzberechtigung.

Egal wie diese Einordnung ausfällt, HERETOIR haben sich musikalisch weiterentwickelt und die Ideen des Songwritings feingliedrig ausgearbeitet. Zudem spielt „The Circle“ ein äußerst knackiger Sound in die Karten, welcher den Gesang auch in hohen Lagen überzeugen lässt.

Tobias Schuler (DER WEG EINER FREIHEIT) liefert sein Abschiedsgeschenk an den Drums eindrucksvoll ab und übergibt die Stöcke zukünftig an Nils Groth (welcher u.a. „Gehirn zwischen Wahn und Sinn“ (2009) und „Snuff || Hiroshima“ (2014) von FÄULNIS eingetrommelt hat). Der stark vom Post Rock inspirierte Stil Schulers enthält viele interessante rhythmische Ideen, welche dem Album Progressivität verleihen. Auch hier profitiert „The Circle“ vom guten Sound, das Schlagzeug klingt kompakt und druckvoll mit starker Snare.

Besser gut geklaut…HERETOIR liefern ihr bisher bestes Album ab!

Am Ende des Tages sind HERETOIR stark durch die französischen Vorbilder beeinflusst (ALCEST, AMESOEURS). Bezeichnenderweise hat Stéphane Paut (Neige) der beiden oben genannten Bands einen Gastauftritt. Auch der französisch anmutende (Fantasie-) Name legt diese Bezüge schonungslos offen. Diese fehlende Eigenständigkeit hat den Vorgängern zumeist eine höhere Wertung verwehrt.  Dennoch hat mich „The Circle“ als gesamtes Album hinsichtlich Atmosphäre, Songwriting und Ausarbeitung überzeugen können, sodass die nächste Stufe erreicht wird.

17.03.2017

Stellv. Chefredakteur

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