Hexvessel - Kindred

Review

Mit „Kindred“ legen HEXVESSEL nur gut ein Jahr nach „All Tree“ den nächsten Streich vor und knüpfen damit teilweise an den Vorgänger an. Psychedelic Forest Folk, also genau das, was Kollege Klug beim Vorvorgänger „When We Are Death“ vermisst und Kollege Santel beim letztjährigen Album freudig wiedergefunden hat, macht den Großteil von „Kindred“ aus. Aber auch die rockige Note von „When We Are Death“ hält wieder bedingt Einzug. Zudem haben die Mannen um Mastermind Mat „Kvohst“ McNerney dem Album einen bizarren Touch gegeben.

„Kindred“ knüpft an die Vorgängeralben an – aber nicht nur

Aber der Reihe nach: Der Opener „Billion Year Old Being“ beginnt mit Psychedelic Rock, mit verzerrten Akkorden und 60er-Jahre-Orgeln. Allerdings ist dies nicht die treibende Variante Rock, sondern eine zähe, erzählende. Zum Schluss hält nach einem Bruch der Folk Einzug und die Erkenntnis, dass es doch die Natur war, die diese schräge Geschichte vom milliardenalten Wesen erzählt hat (und nicht etwa bunter Drogenkonsum). „Demian“ wiederum verstört mit seinen zittrigen Reverb-Akkorden und der verzerrten, seltsam fernen Stimme.

Das COIL-Cover „Fire Of The Mind“ und „Bog Bodies“ gehen beide als Folk durch, wenngleich ersteres Stück mit seinen gezupften Akustikgitarren sanfter und positiver klingt, letzteres mit seinen zittrigen Arpeggien und dem verhaltenen Einsatz von Blechbläsern mysteriöser, verlorener wirkt. In diesem Spektrum spielt sich „Kindred“ ab, und stellvertretend dafür können auch die beiden instrumentalen Zwischenstücke „Family“ (harmonisch und sanft) und „Sic Luceat Lux“ (dräuend und bizarr) stehen.

In „Phaedra“ zeigen HEXVESSEL noch einmal die bedrohliche Seite des Psychedelic Forest Folk auf, während „Kindred Moon“ den Geist der späten BEATLES (und hier vor allem in der Inkarnation von George Harrison) atmet. „Magical And Damned“ wiederum ist eine Ode an die Schönheit – mit der gesamten Klaviatur an Klangfarben und Instrumenten, um genau dies auszudrücken.

HEXVESSEL zeigen sich mal harmonisch, mal dräuend

Wenn sich „All Tree“ also von seiner zugänglichsten Seite zeigte, wirkt das neue Album im ersten Moment abweisender. Das bedeutet aber nicht, dass „Kindred“ unzugänglich wäre, im Gegenteil. Nur nimmt es den Hörer nicht sofort mit einer Selbstverständlichkeit in seine Mitte auf, empfängt ihn nicht mit offenen Armen, sondern wirkt mahnend, bisweilen auch merkwürdig. Eindrücklich ist das aber allemal. Und da sich HEXVESSEL nicht grundlegend neu erfinden, dürfte jeder Fan mit „Kindred“ genügend Futter für die nächste (psychedelische) Naturerfahrung bekommen.

15.04.2020

- Dreaming in Red -

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