Imha Tarikat - Sternenberster

Review

IMHA TARIKAT haben ihr neues Album bereits im August digital veröffentlicht, die physischen Versionen von „Sternenberster“ bahnen sich nun ihren Weg aus der Lupus Lounge. Mit ihrem zweiten Langspieler arbeitet die Black-Metal-Band aus Mülheim konstant an ihrer Weiterentwicklung und macht einen wichtigen Schritt nach vorne.

War „Kara Ilhas“ noch stumpfe Raserei, die gelegentlich wirbelnden Melodien wich, ist das neue Album von IMHA TARIKAT weniger gradlinig, hinterlässt dafür aber auch einen nachhaltigeren Eindruck. „Sternenberster“ ist dichter gewoben als der Vorgänger und weicht gleichzeitig stärker von klassischen Songstrukturen ab. Mit „Ekstase ohne Ende“ steht der sperrigste Song direkt am Anfang, doch auch die weiteren Lieder stellen kleine Herausforderungen an die Aufmerksamkeit dar.

IMHA TARIKAT machen mit „Sternenberster“ den nächsten Schritt

Dies wird allerdings auch belohnt. Auf „Sternenberster“ finden sich kein sinnleeres Gefrickel oder unnötig aufgeblasene Kompositionen. Musikalisch stimmt auf dem Album fast alles und die sehr guten Leistungen an den Saiten und am Schlagzeug sprechen für sich. Die Songs sind in sich schlüssig, auch wenn sie sich manchmal in der ausartenden Wut verlieren, die sich in den Vocals und den Texten widerspiegelt.

„Bis Tod weht im Kosmos, brennt mein Herz! / Meine Seele tobt, meine Aura zerfetzt / All Wohl und Güte, Visionen voll Schmerz / Ich sterbe erst wenn ihr alle zerbrecht!“ fasst Sänger und Texter Ruhsuz Cellât es an einer Stelle treffend zusammen. „Sternenberster“ ist ein Werk des Hasses, der so endlos, so menschenfern ist, dass er zu den Sternen streben muss. Trotz aller schöpferischer Kreativität, die er freisetzt, löst er stets den Wunsch nach allumfassender Vernichtung aus. So entsteht ein spannungsreicher Gegensatz, der sich auch in der Musik niederschlägt, die mal energisch nach vorne peitscht, mal ungestüm in alle Richtungen schießt. Entsprechend zwiespältig ist auch der flächige Mix aufzufassen, der mal konzentriert, mal überladen wirkt.

„Diese Welt gibt mir nichts, drum verzichte ich!“

Das neue Album IMHA TARIKAT stellt die bemerkenswerte Weiterentwicklung einer Band dar, bei der Kollege Möller seinerzeit lediglich „nette Ansätze“ feststellte. Diese hat die Band konsequent ausgebaut und steht nun an einem weiteren Punkt ihrer Karriere. In diesem Zusammenhang wirkt „Sternenberster“ wie ein Befreiungsschlag, der notwendig war, um den Ballast der Anfangstage loszuwerden. Die dabei freigesetzte Kreativität schießt manchmal allerdings über das Ziel hinaus und kocht schwere Kost. Wer aber die Auseinandersetzung nicht scheut, sollte sich auf das Album einlassen.

11.12.2020
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