In Vain - Mantra

Review

Was kommt dabei heraus, wenn man „La Masquerade Infernale“, späte EMPEROR, „Bergtatt“, Proggegniedel, aktuelle SATYRICON, Heavy Metal, BORKNAGAR und haufenweise andere Zutaten zusammenrührt? Im Allgemeinen, so skeptisch (bzw. vorurteilsbeladen) bin ich dann doch, wahrscheinlich unhörbarer, pseudoorigineller Geräuschmüll, der vielleicht zum Vorbilderbingo taugt, den sich aber niemand zum Vergnügen anhört.

Oder eben – zumindest wenn IN VAIN zugange sind – das Beste, was der progressive Black/Death Metal neben NE OBLIVISCARIS heutzutage zu bieten hat. Wobei diese Kategorisierung hier wirklich im allerweitesten Sinne verstanden werden muss, denn an der Eingängigkeit von „Mantra“ dürften Freunde der härteren Gangart mitunter zu knabbern haben. Den Refrain des großartigen „Wayakin“ etwa singen auch die jüngsten Mitglieder der Familie (bald zwei und dreieinhalb) stets begeistert mit, während sie um den Couchtisch tanzen – kann man so etwas als bekennender Krachfetischist überhaupt gut finden? Kann man, und nicht nur das; man kann es sogar lieben.

„Mantra“ ist ein stilistisch recht heterogenes Album, wie bereits der obige Einordnungsversuch verdeutlicht. Dass die Scheibe nicht hoffnungslos in ihre Einzelteile zerfällt, liegt daran, dass Johnar Haaland ein begnadeter Komponist ist, dem es in allererster Linie um großartige Stücke geht und der sich eben bei der Wahl seiner musikalischen Mittel keinerlei Zwang antut. So beginnt beispielsweise „Mannefall“ als moderner SATYRICON-Stampfer, begeistert später mit Gänsehautgesang und leistet sich zum Abschluss ein paar eher progressive Ausflüge auf der Gitarre – und das Ganze wirkt wie aus einem Guss.

Aus über einer Stunde fantastischer Musik Höhepunkte herauszupicken, ist eine unmögliche Aufgabe. Ist das epische „Captivating Solitude“ mit seinen ergreifenden Gesangs- und Gitarrenmelodien das Beste auf „Mantra“? Oder das mitreißende „Dark Prophets, Black Hearts“, das neben BM-Gerödel, Brüllkreischschreichor und Hammondorgel auch Don-Juan-Akustikgezupfe auffährt? Oder eines der anderen Stücke mit Zutaten, die sich zugegebenermaßen recht eigenartig lesen, die aber unglaublich gut funktionieren? Ich weiß es nicht. Muss ich aber glücklicherweise auch nicht, denn ich kann mir „Mantra“ in seiner Gesamtheit anhören. Und das Gleiche kann, ja muss ich all jenen ans Herz legen, die sich diesen Text trotz zahlreicher Sollbruchstellen bis hierher durchgelesen haben.

08.02.2010
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