J.B.O. - Rosa Armee Fraktion

Review

In meinem Review zu J.B.O.s „Live-Sex“ behauptete ich noch, dass man die Erlangener Blödelbarden nur hassen oder lieben könne. Ein Mittelding gebe es nicht. Diese Meinung kann ich, der ich wahrlich nicht im Feindeslager dieser Band sesshaft bin, nun so nicht mehr vertreten, denn das mittlerweile fünfte Studioalbum der Mannen in Schwarz-Rosa-Gold ist für deren Verhältnisse, trotz des genialen Albumtitels „Rosa Armee Fraktion“, etwas mau ausgefallen. Dabei hat man an seinem musikalischen Rezept gar nicht allzuviel geändert. Hannes „G. Laber“ Holzmann, Vito C. und die beiden neuen, Wolfram Kellner und Ralph Bach, setzen einmal mehr auf die bewährte Mischung von umgedichteten Coverversionen und augenzwinkernden Eigenkompositionen. Gelungen durch den bei J.B.O. wahrscheinlich rosafarbenen Kakao gezogen werden hierbei BLOODHOUND GANGs „Fire Water Burn“ (wird zu „Arschloch und Spass dabei“) und SAILORs „GirlsGirlsGirls“. Dagegen fallen das HEINZ RÜHMANN-Medley „La Ichobein“ und die Adaption von ZLATKOs „Ich vermiss‘ Dich wie die Hölle“ eher unspektakulär aus. Genauso durchwachsen präsentieren sich die selbst geschriebenen Songs der Kitzmann-Bier-Fetischisten. Der kraftvolle Opener „Wem nutzt das schon“ (eine Reim-Orgie auf die deutschen Promis), die erste Singleauskopplung „Ich will Lärm“ (wohl die inoffizielle Fortsetzung von „Ich möcht so gerne Metal hör’n“) oder der kultige Titeltrack (J.B.O.s Form des Wahlkampfes) zeigen sie in altbewährter, starker Verfassung, die die Lachmuskeln sofort auf ihrer Seite hat. Etwas farblos und keinesfalls rosa wirken hingegen Tracks wie „Faulheit siegt“, das schwanzgesteuerte „1001 Nacht“ oder die Ode an die deutsche Werbung in Form von „Weichspüler“. Es scheint so, als gingen den vier Burschen, die in den letzten Jahren eindrucksvoll bewiesen haben, dass sich Metal, Comedy und hohe Verkaufszahlen nicht zwangsläufig ausschließen müssen, so langsam aber sicher die Ideen aus. Aber das wollen wir nicht hoffen. Es kann nämlich nicht Sinn einer J.B.O.-CD sein, in der Gesamtheit gesehen „nur“ ein leicht amüsiertes Lächeln hervorzurufen, wenn in der Vergangenheit regelmäßig ein schallendes Lachen dabei herausgekommen ist. Naja, aber solange Sozialminister Ralph Bach noch fordert, dass Sozialkäse in Form von Schafshilfe ausbezahlt werden solle, mache ich mir in punkto baldiger Rückkehr zu alter Stärke keine Sorgen.

12.09.2002
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