John Corabi - Horseshoes And Hand Grenades

Review

JOHN CORABI hatte es in seinem Leben als Profimusiker wahrlich nicht leicht. Am bekanntesten ist er heute wohl für seine kurze Zeit als Vince Neil-Ersatz bei MÖTLEY CRÜE und sein zwischenzeitliches Engagement bei der All-Star-Band THE DEAD DAISIES. Zwei Bands, denen er seinen Stempel aufgedrückt hat, bei denen er aber nie im Mittelpunkt stand.

JOHN CORABI hat einiges vorzuweisen

Dass er auch Werke wie das grandiose THE SCREAM-Debüt zu verantworten und Solo einiges auf die Beine gestellt hat, wird gerne vergessen. Höchste Zeit also für den Ausnahmesänger seine ausführliche Geschichte mit „Horseshoes And Hand Grenades“ der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

JOHN CORABI und sein Co-Autor, der australische Musikjournalist Paul Miles, gehen das Leben des Sängers und Gitarristen dabei chronologisch durch. Seine frühen Kindertage bekommen ebenso umfassenden Raum wie sein Familienleben als erwachsene. Doch den Großteil machen selbstverständliche seine teils aberwitzigen Erlebnisse in der Musikwelt aus, für die die Fans das Buch schließlich in erster Linie kaufen.

Nicht nur nette Worte

Über die Entstehung legendärer Alben wie „Let It Scream“ oder eben „Mötley Crüe“ berichtet JOHN CORABI in aller Ausführlichkeit. Doch lässt er bei aller Liebe zur Musik nie die Schwierigkeiten aus, die oft mit der Entstehung von Alben, den anschließenden Touren und dem Bandleben generell einhergehen.

Wenn er das Verhalten bestimmter Personen in seinem Leben scheiße fand, dann schreibt er das auch so, ohne dabei jemals ausfallend oder respektlos zu werden. Insbesondere die MÖTLEY CRÜE-Gang kommt in „Horseshoes And Hand Grenades“ nicht immer gut weg. Einzige Ausnahme stellt ironischerweise Vince Neil dar, über den CORABI ausschließlich Positives berichtet.

Weiterhin gibt es selbstverständlich den für Bücher dieser Art obligatorischen Anteil an Sex- und Drogengeschichten. Allerdings erzählt CORABI sehr viel reflektierter von diesen Erlebnissen und wirft in vielen Momenten einen kritischen Blick auf den Rock’n’Roll-Lifestyle. Wenn MÖTLEY CRÜE ihm zu seinem Einstieg in die Band erstmal ein mordsteures Motorrad schenken, ist er dankbar. Gleichzeitig hinterfragt er aber auch, wie seine zu diesem Zeitpunkt neuen Bandkollegen jeglichen Bezug zu Geld verlieren konnten.

„Horseshoes And Hand Grenades“ ist eine etwas andere Rockbiografie

Dadurch gestaltet JOHN CORABI „Horseshoes And Hand Grenades“ deutlich bodenständiger und damit ein stückweit glaubwürdiger als viele andere Rockbiografien. Das Buch fühlt sich weitaus weniger nach Legendenbildung und vielmehr nach den ehrlichen Erzählungen eines ebenso leidenschaftlichen wie hart arbeitenden Menschen an als zum Beispiel das vollkommen durchgeknallte „The Dirt“, zu dem CORABI Anfang der 2000er selbst ein paar Zeilen beiträgt.

Eine deutsche Übersetzung von „Horseshoes And Hand Grenades“ ist derzeit nicht in Sicht. Wer dem Englischen mächtig ist und Bock auf eine etwas andere und gerade deswegen verdammt unterhaltsame Rockbiografie hat, sollte sich das Buch in jedem Fall zulegen.

11.08.2022

"Irgendeiner wartet immer."

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