Judas Priest - Angel Of Retribution

Review

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass dieses Album wohl die Platte ist, auf die die gesamte Metal-Gemeinde in den letzten Jahren am meisten gewartet hat. „Rob Halford ist zurück bei JUDAS PRIEST“. Wenn diese Meldung nicht für feuchte Träume bei allen Anhängern dieser Metal-Institution gesorgt hat, was muss dann noch passieren? Ein wenig Skepsis sollte von vornherein aber dennoch angesagt sein, denn Tipton, Downing und Co. haben sich in den Jahren der Trennung mit Ripper Owens als Ersatz und den beiden Alben „Jugulator“ und „Demolition“ bekanntlich nicht mit Ruhm bekleckert. Zumal diese Schwächen nicht am neuen Sänger lagen, sondern an der gewollt modernen Ausrichtung der Songs. Sollte nun mit Halford wieder das ursprüngliche Feuer zurückkehren, da das Songwriting-Gespann Tipton/Halford/Downing wieder vereint war?
Die Antwort ist eindeutig und unmissverständlich: JA! Alles andere wäre gelogen! Bereits der Opener „Judas Rising“ hätte auf dem PRIEST-Referenzwerk „Painkiller“ zu den herausragenden Highlights gehört und ist jetzt schon ein heißer Kandidat für den Song des Jahres. Und das Beste ist: Halford beherrscht sie noch, seine unnachahmlichen Screams. Ob er sie auch live bringt, ist eine andere Frage, aber hier geht es primär um „Angel Of Retribution“ in CD-Form. Neben diesem anfänglichen Oberhammer haben sich mit „Deal With The Devil“, „Demonizer“ und „Hellrider“ noch drei weitere Kaliber im „Painkiller“-Format auf die Platte geschlichen. Vor allem Letztegenannter weiß durch seine Abwechslung und sein dezent an „Metal Meltdown“ und „Leather Rebel“ angelehntes Riffing sehr zu gefallen. Der Rest der Tracks hält leider nicht ganz dieses hohe Niveau, aber wer bedenkt, dass die Highlights der beiden Vorgängeralben zusammengenommen gerade mal ein halbwegs gutes Album ergeben hätten, der frohlockt auch bei soliden PRIEST-Tracks wie der ersten, teilweise wirklich alt klingenden Single „Revolution“, dem rockigen „Wheels Of Fire“ und dem überlangen, epischen „Lochness“. Einzig das saft- und kraftlose „Worth Fighting For“ kann man als Totalausfall bezeichnen.
Somit fällt das Fazit zu „Angel Of Retribution“ im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern weitaus positiver aus, was aber eigentlich keine Besonderheit sein dürfte. Viel eher ist hervorzuheben, dass sich JUDAS PRIEST mit ihrem alten Frontmann nach Jahren der persönlichen Funkstille wieder voll und ganz zusammengerauft haben und das ursprüngliche Feeling, das diese Band ausmachte, fast komplett wiederauferstehen lassen. „Judas Rising“ – dieser Titel ist eben Programm! Ihr Meisterwerk „Painkiller“ bleibt jedoch auf immer unerreicht. Auf ein und derselben Stufe wie das bärenstarke HALFORD-Solodebüt „Resurrection“ rangieren diese zehn Songs aber allemal.

07.03.2005
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