Judas Priest - Nostradamus

Review

Oha, da war ich doch schon etwas nervös, als ich „Nostradamus“, das neue Album von JUDAS PRIEST, bekommen habe. Gebe ich gerne zu, denn der Vorgänger „Angel Of Retribution“ (das „Comeback“ mit Rob Halford am Mikro) hat mir nicht so gut gefallen. Von daher war natürlich auch Skepsis angesagt, als die Scheibe in den Schacht wanderte. Und siehe da: JUDAS PRIEST erfinden sich sozusagen neu!

Um das mal zu verdeutlichen: Es gibt kein „Painkiller“, kein „The Sentinel“, kein „Victim Of Changes“ und kein „Electric Eye“ zu hören. Dafür werden dem Hörer (und jetzt werden sich wahrscheinlich alle Nörgler bestätigt fühlen) viele Zwischenspiele und ruhige Stücke geboten. Das ist zu soft und niemals ein Werk der Metal-Götter? Doch, ist es! Eines der besten noch dazu! Was haben die Birminghamer denn schon gemacht? Sie haben prophezeit, dass „Nostradamus“ ein Konzeptalbum werden wird und den dazugehörigen Regeln haben sich JUDAS PRIEST unterworfen. Punkt.

Natürlich gibt es auf der Scheibe genügend erstklassige Metal-Tracks wie „Pestilence And Plague“, „Prophecy“ (gleichfalls düsterer wie fieser Opener), „Persecution“, den (schon bekannten und in bester JUDAS PRIEST-Manier dargebotenem) Titelsong oder den genial subtilen Ohrwurm „Conquest“ auf die Ohren. Auf zwei Silberlinge verteilt, ist also genügend metallischer Stoff vorhanden um die Matte zu schütteln. Das dürfte aber eigentlich auch klar sein, es handelt sich hier schließlich um JUDAS PRIEST.

Dass die Songs nicht lieblos aneinander gereiht, sondern mit diversen Interludien aufgepeppt wurden, zeigt doch nur, wie wichtig PRIEST dieses Album ist. Deshalb passen bei „Nostradamus“ auch die orchestrierten Parts perfekt mit den typischen JUDAS PRIEST-Trademarks zusammen, harmonieren mit den harten Stücken und sind wohl überlegt inszeniert worden. Ein völlig ruhiges, eigenständig tönendes Stück wie „New Beginnings“ (was PRIEST in der Form noch nie gemacht haben) beispielsweise, kann problemlos neben einem Brecher wie dem Titelsong bestehen. Man merkt schon beim Intro („Dawn Of Creation“), dass die Engländer sehr viel Wert auf Atmosphäre bei „Nostradamus“ gelegt haben, und das macht das Album in meinen Augen noch glaubwürdiger (nachzuhören zum Beispiel in „Sands Of Time“) gegenüber allem, was vorher gemunkelt wurde. Von wegen „wir-machen-das-nur-wegen-der-Kohle“. Wir Metaller bekommen hier ein Album auf die Ohren, das nicht kommerziell ist, quasi als nonkonform (gegenüber den anderen Alben) eingeordnet werden kann und dennoch absolut überzeugt!

Es ist einfach der textliche Kontext, den JUDAS PRIEST gewählt haben, der es erforderlich macht, dass man hier kein „klassisches“ JUDAS PRIEST-Album (gibt es das überhaupt?) zu hören bekommt, sondern ein anspruchsvolles, sehr atmosphärisches (das gilt hier insbesondere auch für den Gesang des Oberpriesters!) auch düsteres, orchestral ausgewogenes, aber trotzdem hartes Album einer Band, die trotz aller Unkenrufe einen Kandidaten auf das Album des Jahres ins Rennen geschickt hat! Wenn PRIEST nicht PRIEST wären, könnte man glatt sagen, sie sind erwachsen geworden…THE PRIEST IS BACK!

20.06.2008
Exit mobile version