Kadavar, Elder - Eldovar - A Story Of Darkness & Light

Review

Wie kann eine Band sich während Corona die Zeit vertreiben… klar, neues Album aufnehmen, Streaming-Konzerte… aber klassisches Jammen in Proberaum oder Studio wird für viele zum Luxus geworden sein. ELDER haben trotzdem mit „Omens“ einen Nachfolger zu den „Gold & Silver Sessions“ im Lockdown zustande gebracht, wo sie wesentlich zahmer und nach unserem Redakteur Michael Klaas auch zu austauschbar unterwegs waren. Nach den ebenfalls in Pandemie entstandenen „Isolation Tapes“ haben die Berliner KADAVAR sich mit den neuen Wahl-Berlinern ELDER zusammen getan, um ihren Gefühlen in dieser schwierigen Zeit Ausdruck zu verleihen: Geboren war somit ELDOVAR  als Kollaborationsprojekt ( KADALER klingt zugegebenermaßen auch blöd). Und gerade die ehemaligen amerikanischen Doomer-turned-Progger überraschen mit ihrer sanften Herangehensweise auf „A Story Of Darkness & Light“ am meisten.

„Eldovar – A Story Of Darkness & Light“

Auch die deutschen Psychedelik-Rocker KADAVAR schwingen weniger das Tanzbein, sondern sind ruhiger, langsamer, nachdenklicher unterwegs. Aber mehr Kraut und Psych, weniger Rock war ja auch schon auf dem Vorgänger ein Stück weit die Devise. Den Anfang macht „From Deep Within“ und auch wenn keine richtige Aufteilung zwischen den Bands auf diesem Tondokument herrscht, ist hier doch die ELDER-Handschrift definitiv herauszulesen. Der Song hat unüberhörbar Jam-Charakter, ist sehr ruhig, geht aber auch ein Stück mehr in die Vollen im Verlauf. Es kommen Folk-Vibes auf „In The Way“ mit in den Mix, ehe der Song später spacig-progressive Umwege nimmt, während „El Matador“ sehr zurückgenommen und basisch als Balladenstück ist, aber trotzdem melancholisch-träumerische Vibes heraufbeschwört.

„Rebirth Of The Twins“ ist ein ätherisches Zwischenspiel, hauptsächlich von den Synthies getragen, was von „Raspletin“ (dieser Songtitel lässt mich irgendwie ständig an eine verwunschene Käsereibe denken) abgelöst wird. Dieses Instrumental ist ebenfalls ein äußerst abwechslungsreiches Stelldichein aus psychedelischen Passagen, Effekthascherei und einem guten Schuss Rock’n’Roll. „Blood Moon Night“ beginnt sehr melodisch, trägt über einen im klassischen 70er Rock verwurzelten Teil, der wieder unvermeidbar PINK FLOYD-Referenzen hinaufbeschwört, hin zu den mit Abstand „heaviesten“ Riffs des Albums um dann psychedelisch-experimentell zu enden. Kirschblütengucken kann  man im Abschluss in „Cherry Trees“, was hauptsächlich vom simplen, aber effektiven Piano lebt.

KADAVAR und ELDER auf der (beblümten) Spielwiese

Die Grundausrichtung von KADAVAR und ELDER ist auf „Eldovar – A Story Of Darkness & Light“ insgesamt wesentlich ungezwungener, ruhiger und experimenteller als bei der „eigentlichen“ Musik der zwei Bands, obwohl so eine Entwicklung bei beiden auf den letzten Platten bis zu einem gewissen Grad durchaus feststellbar war. Es ist nicht nur ein weiteres Kollabo-Album, sondern eine Spielwiese für beide, um sich in neuen Ideen auszuleben. Dabei sollen große Fragen gestellt werden, über Leben und Tod, die Wunder auf der Welt aber auch die Schattenseiten jener. Rein musikalisch kommt hier und da vielleicht eine kurzzeitig melancholische Note durch, aber wirklich schwer oder düster unterwegs sind ELDER und KADAVAR hier nicht unterwegs, in Teilen erfüllt „Blood Moon Night“ vielleicht bei Fans der „alten“ KADAVAR und ELDER noch bei manchem die Erwartungshaltung nach „heavy“ und „groovy“.

Als entspannte Auszeit vom Alltag, aber auch als neue (sehr beblümte) Spielwiese macht sich „Eldovar – A Story Of Darkness & Light“ sehr gut. Und ein wenig bessere Laune anstatt die drölfzigste Schwermut-Platte angesichts Lockdown und Jahresende ist sicherlich nicht das schlechteste für die Hörer. Allerdings könnten Fans der früheren Phasen von ELDER sowie KADAVAR ein wenig den Drive und die Dynamik vermissen über Lauflänge.

 

11.12.2021
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