Kalmah - The Black Waltz

Review

Reden wir nicht lange um den heißen Brei rum: KALMAH schaffen es mit ihrem neuen Werk „The Black Waltz“ trotz dreijähriger Kreativpause ebensowenig, „They Will Return“ als ihr bisheriges Karrierehighlight zu entthronen, wie es auch der Vorgänger „Swampsong“ nicht vermochte. Doch das Viertwerk der Finnen als Enttäuschung abzutun, wäre ein grober Fehler, da die Jungs schlichtweg an der Höhe ihrer eigenen Messlatte scheitern und nicht an den Standards, die andere Bands ihnen setzen. So sind auf „The Black Waltz“ sogar kleine, aber feine Änderungen im KALMAH-Sound festzumachen.
Zu allererst fällt auf, dass sich der Wechsel am Keyboard – Pasi Hiltula verließ die Mannschaft und wurde durch Marko Sneck (POISONBLACK) ersetzt – insofern bezahlt gemacht hat, dass das Tasteninstrument songdienlicher eingesetzt wird. Natürlich sind die BODOM-typischen Soloduelle mit der Gitarre noch vorhanden. Allerdings erschafft das Keyboard diesmal verstärkt das melodische Songfundament, auf dem sich der Rest der Musiker austobt, und füllt nicht selbst jegliche Lücken in der Melodiösität aus. Somit rückt es auf den ersten Hör zunächst in den Hintergrund, schmeichelt sich von dort allerdings mit der Zeit unterschwelliger, unbemerkter und dezenter in den Gehörgang. Eine klare Bereicherung!
Weiterentwicklung Nr. 2: Die Vocals von Pekka Kokko dröhnen wesentlich tiefer, kehliger und somit mächtiger und majestätischer als bisher, zumal er es trotz dieser neuen Ausrichtung immer noch schafft, Melodie in seinen Gesang einfließen zu lassen. Die zweite Bereicherung!
Doch was machen Bereicherungen für einen Sinn, wenn sie ein großes Manko nicht auslöschen können? Leider findet sich auf „The Black Waltz“ kein einziger Hit, kein waschechter Ohrwurm, kein richtiger Dauerbrenner. Sämtliche Tracks, sei es der bombastisch beginnende Titeltrack, das Knüppel-meets-COB-Geschoss „Bitter Metallic Side“, der Schwarzmetall-meets-COB-Banger „Time Takes It All“ oder der AMON AMARTH/IN FLAMES-Hybrid „The Groan Of Wind“, biegen recht schmissig um die Ecke, sind handwerklich erste Sahne und genauso Melodie geschwängert, wie man es von KALMAH erwartet. Allerdings waren schnelle Abnutzungserscheinungen auf den letzten Platten des Fünfers kaum vorhanden. „The Black Waltz“ hingegen hat eine überraschend geringe Halbwertszeit, die auch der Erste-Sahne-Sound und das endlich mal aus dem üblichen Rahmen ausbrechende Coverartwork (stand hier der Großvater von MORTIIS Modell?), nicht erhöhen können.
Fazit: Für Fans allemal ein gefundenes Fressen, das auf den ersten Hör keinesfalls enttäuscht. Aber ich gehe jede Wette, dass 90% der Käufer dieser Platte in einem halben Jahr nicht zu „The Black Waltz“, sondern zu „They Will Return“ greifen, wenn sie Bock auf KALMAH haben.

11.04.2006
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