Kampfar - Mare

Review

Die formidablen Norweger von KAMPFAR ackern sich seit 15 Jahren unermüdlich durchs dornige Gestrüpp, immer im Untergrund, immer gut. Und immer blieben sie sich treu. Denn die eiskalten Hymnen, welche sie darboten, nie waren sie anbiedernd, im Gegenteil, sie sägten sich durchs Unterholz, boten Atmosphäre, klirrend, schwirrend, Unheil verkündend. Mit „Mare“ nun hat diese Band ein weiteres kleines Kristall-Juwel geschaffen.

Denn KAMPFAR haben den atmosphärischen Esprit früher Tage mit der zuletzt feststellbaren Entwicklung zum Groove sorgsam verbunden und präsentieren uns nun ein feines Spektakel aus Schnee, Hagel, Eis und schwarz aufziehenden Wolken, dass es nur so dazu einlädt, die Gesichter weiß zu tünchen und wild schreiend den Eishang hinunter zu rennen, um den dornigen Spieß hinter dem verschreckt Zickzack laufenden Wild her zu schleudern.

KAMPFAR jagen hymnisch durch Songs, welche an alte SATYRICON, DARKTHRONE (sehr alte!!!), WINDIR oder auch manchmal an alte SUMMONING erinnern. Immer wieder hören wir Folklore, unpeinlich dargebracht, NICHT paganistisch, auch nicht fröhlich mit Humppa-Gedöns, sondern melancholisch, anklagend, kämpferisch. Immer wieder schaltet die Band auf diesen eigenwillig galoppierenden Rhythmus um, der Trance erzeugt, hypnotisiert.

Lange Instrumentalpassagen verführen zunächst zum Glauben, es immer mit dem selben Motiv zu tun zu haben; doch weit gefehlt, KAMPFAR machen das ähnlich wie WINDIR einst im Mai, sie variieren geschickt, aber unmerklich, bauen mit unaufdringlichen Keys Spannung auf, um infernalisch loszuschlagen, dann jedoch wandert plötzlich eine Melodie in unsere Gehörgänge, die konträr zur monumentalen Naturgewalt verläuft und uns in beinahe heimelige Stimmung versetzt; die hässlichen Bartmänner bleiben dann draußen, nur Met, Weib, Gesang, muss ja auch mal sein.

Anspieltipps? Okay, ich komm nicht drum herum, sehe ich schon, also: Der Opener „Mare“ ist außerordentlich gut gelungen. Giftig der Gesang, fein-rauschig der Sound (die traurig-sägenden Gitarren erinnern an TRIMONIUM) und wir merken schon am Beginn, ein Unwetter in den Schneewüsten des Nordens ist ein unheiliges Abenteuer. Der folgende Blizzard „Ildstemmer“ klirrt rasselnd, Aggression und Melodie entführen ins Land der Schneekönigin, „Huldreland“ ist ein wahres Highlight des Albums: ein gesprochenes Intro führt in den rhythmisch-dunklen Track, der ein packendes Riffing enthält, ein Song, nach dessen Anhören man diese CD sofort kauft, wetten? So etwas haben SATYRICON zuletzt versucht, jedoch nicht hinbekommen. KAMPFAR sind ja auch besser, altruistischer, rauer, kantiger.

Das marschierende „Trolldomspakt“ ist eine Hommage an SUMMONING, und selbige ist vielleicht gut geworden, nice guys! Das erinnert stark an die sehr traurige „Stronghold“-Phase der Österreicher und wird dementsprechend verhallt vorgetragen. Und noch einen kurzen Song will ich hervorheben: „Volvevres“ eröffnet dramatisch, herrlich so simpel-effektives Schlagwerk zu sensenden Gitarren, der Gesang setzt erst dann ein, wenn der Hörer vermutet, es mit einem Instrumental zu tun zu haben. Aber ob nun „Nattgang“, „Blitzwitch“, „Bergtatt“ (nein, nicht das was ihr denkt) oder „Altergang“, die unverwechselbaren Sons Of Northern Darkness halten nur Kompositionen auf höchstem Eisrevue-Niveau bereit.

That’s trve norwegian native art bzw. Metal pur und deswegen werde ich diese Richtung auch nie abschreiben, auch wenn der meiste mir angebotene Stahl zuletzt umgehend bei Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews entsorgt bzw. auf den legendären Schrottplatz im beschaulichen Rocky Beach geschüttet wurde.

Das hier ist Edelstahl, man merkt es nicht sofort, umso besser!

31.03.2011
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