Krayenzeit - Auf Dunklen Schwingen

Review

KRAYENZEIT haben die Werbetrommel in den letzten Monaten durchgehend gedreht. Auf ihrer Facebook-Seite konnten sie die Mittelalter- und Folk-begeisterten Musikliebhaber, wie man an einigen Kommentaren sehen kann, wahrlich heiß auf ihr Debütalbum „Auf Dunklen Schwingen“ machen. Ich habe nun die Ehre, dieses ersehnte Werk vorab anzuhören und zu bewerten. Tja, was soll ich sagen? KRAYENZEIT werden den hohen Erwartungen nicht vollkommen – aber weitestgehend – gerecht. „Auf Dunklen Schwingen“ hat gelegentlich Schwächen, die bei der qualitativ hochwertigen Musik, welche die Band hier zelebriert, allerdings kein Beinbruch sind.


Nach einem kurzen Intro hauen uns KRAYENZEIT ihren ersten, selbstbetitelten Gossenhauer „Krayenzeit“ um die Ohren. Ein treibendes Flötenspiel, gefolgt von brachialen, melodisch agierenden Gitarren öffnet nach einer Minute die Pforte für den gelungenen, deutschen Gesang von Markus Engel. Deutsche Texte sind immer so eine Sache: Es ist selten, dass deutschsprachige Bands wirklich anspruchsvolle, lyrische Kost in petto haben. KRAYENZEIT sind zwar auch keine Poeten, doch die Texte passen zur Thematik und werden durch den gelungenen, recht hohen Gesang von Engel passend vorgetragen.

Der zweite Titel „Nachtvogel“ beginnt mit einer ruhigen, folkigen Charakteristik, unterlegt mit akustischen Gitarrenarrangements und schönem – wenn ich mich nicht täusche – Geigenspiel. Nach 26 Sekunden benutzen KRAYENZEIT das Mittelalter-Instrument schlechthin: Die Rauschpfeife. Kaum ein Mittelalter-Markt kommt ohne dieses Instrument aus und die Umsetzung erinnert mich an alte ADORNED BROOD zu „Wigand“-Zeiten. Nach einer Minute und 20 Sekunden startet erstmals der tolle, kraftvolle Refrain, welcher vom Gesang Engels dominiert wird und durch die Rauschpfeife und ein technisch versiertes Gitarrenspiel überzeugen kann.

Ich erwähnte eingangs gelegentliche Schwächen – auch diese haben sich auf „Auf Dunklen Schwingen“ eingeschlichen. Die meiste Zeit können KRAYENZEIT mit ihrer großen Instrumentenvielfalt (Flöte, Rauschpfeife, Gitarre, Schlagzeug, Geige, Chalumeau, Concertina, Cister und Bass) überzeugen, doch manche Parts wirken schlicht deplatziert. Als Beispiel sei hier der fünfte Titel „Feuertanz“ genannt: Der Song startet mit Acapella-Chor-Gesang und legt erst im Mittelpart richtig los. Hier liegt auch der Knackpunkt: Der Song ist generell eher ruhig gehalten und bietet nur gelegentliche Abzweige in härtere Gefilde. Nach einer Minute und 55 Sekunden startet ein Riff, welches im Palm-Mute vorgetragen wird und einfach unpassend klingt. Der Gesang und das Riff harmonieren nicht und zerstören durch ihre gezwungene Brachialität die Homogenität des Titels. Leider wird dieser Part am Ende erneut ausgepackt und wertet den Rest von „Feuertanz“ massiv ab. Schade, denn ohne diese Verfehlung wäre der Song richtig gut.

Wie ich schon sagte, ist das aber kein Beinbruch. KRAYENZEIT haben mit „Auf Dunklen Schwingen“ ein gelungenes Folk-Rock-Mittelalter-Werk am Start, welches sich den Vergleich mit Bands wie IN EXTREMO und SUBWAY TO SALLY gefallen lassen muss. Insbesondere der tolle Gesang von Markus Engel und die hohe Vielfalt an ausgefallenen Instrumenten hat über viele Hördurchgänge überzeugt und gut unterhalten. Die kleinen Schwächen verzeiht man KRAYENZEIT gerne und ich bin mir sicher, dass der Feinschliff mit wachsender Erfahrung und weiteren Alben ganz von selbst kommt. „Auf Dunklen Schwingen“ ist ein tolles Debüt, und ich bin gespannt, was darauf folgen wird.

12.06.2015
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