Kreator - Gods Of Violence

Review

„Gods Of Violence“ – KREATOR-Album numero vierzehn kommt mit einem gewohnt martialischem Titel daher. Die Musik schließt sich da gleich an. Trotzdem erweitern Mille und co. ihren Bandsound wieder einmal gekonnt um einige neue Elemente, ohne den Old-School-Thrash in irgendeiner Weise zu verwässern.

Dabei halten sich Midtempo und Hochgeschwindigkeitssongs mehr denn je die Waage. Das ist alles andere als schlecht, denn dadurch ist „Gods Of Violence“ verdammt abwechslungsreich geraten. Hymnen wie „Hail To The Hordes“ oder das leicht melancholische „Fallen Brother“ lassen sich problemlos mitgrölen. Letzterer Song kommt sogar mit der ersten deutschen Textzeile in der Geschichte von KREATOR daher („Wir vergessen nicht, was war“). Auffällig ist außerdem der enorm hohe Anteil an eingängigen Gitarrenmelodien. Schon der vorab veröffentlichte Titelsong verbindet Thrash-Gewalt gekonnt mit zweistimmigen Leads, die sich sofort in die Gehörgänge fressen. Der Einfluss von IRON MAIDEN zeigt sich deutlicher denn je. Insbesondere der Refrain des Überhits „Side By Side“ könnte so auch auf jedem Album der Jungfrauen stehen. „Satan Is Real“ wiederum erhält Orchester-Unterstützung aus dem Hause FLESHGOD APOCALYPSE.

KREATOR fahren die ganz großen Momente auf

Mit dem Rausschmeißer „Death Becomes My Light“ enthält die Platte aber auch einen eher progressiv angehauchten Song. Der Siebenminüter beginnt mit einem verträumten Gitarren-Intro, über das Mille einen atmosphärischen Spoken-Word-Teil legt. Stimmlich erinnert der Shouter hier an THE SISTERS OF MERCY-Frontmann Andrew Eldritch. Danach trifft MAIDEN-Galopp auf Thrash-Shouts. Der Refrain zählt definitiv zu den größten Momenten des Albums. Einen wirklich schwachen Song gibt es auf „Gods Of Violence“ aber ohnehin nicht. „Army Of Storms“ und „Totalitarian Terror“ können allerdings nicht ganz mit dem Hitfaktor des restlichen Materials mithalten.

„Gods Of Violence“ hat eine Menge Pluspunkte

Ein großer Pluspunkt ist wie immer die Gitarrenarbeit von Sami Yli-Sirniö. Sein klassischer Einfluss macht sich noch deutlicher bemerkbar als sonst. Die Gitarrensoli haben in der Geschichte von KREATOR nie eine solche Klasse gehabt, wie auf „Gods Of Violence“. Hier gibt es keine selbstzweckhafte Technikdarstellung, sondern stets songdienliche Virtuosität. Des Weiteren kann sich die Produktion von Jens Bogren hören lassen. Wie schon „Phantom Antichrist“ zimmert er auch dem neuen KREATOR-Output einen arschfetten Sound.

Wer mit der Entwicklung der Essener Kult-Combo in den letzten Jahren schon nicht mehr glücklich geworden ist, kann bei „Gods Of Violence“ getrost weghören. Der Rest erfreut sich an einem Thrash-Juwel, das sowohl in Sachen Brutalität als auch Melodie überzeugt. Obwohl nicht alle Songs gleichermaßen zünden, haben KREATOR ihren Status als Deutschlands Thrash-Band Nummer ein weiteres Mal zementiert.

13.01.2017

"Irgendeiner wartet immer."

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