Kreator - Hordes Of Chaos

Review

Unglaublich, dass KREATORs letztes Album „Enemy Of God“ bereits vier Jahre auf dem Buckel hat. Eine lange Zeit, die einerseits durch die eingeschobenen Veröffentlichungen verkürzt, andererseits natürlich von der Güte der auf „Enemy Of God“ enthaltenen Songs getragen wurde. Insofern stellt sich die berechtigte Frage, ob die Essener Thrasher es anno 2009 wiederum schaffen werden, ein so grandioses Werk wie „Enemy Of God“ abzuliefern. Im Vorfeld war bereits durchgesickert, dass KREATOR bei den Aufnahmen zu „Hordes Of Chaos“ eine andere Vorgehensweise gewählt hatten: Als Produzenten nominierte die Band mit Moses Schneider einen Mann, der bislang durch seine Arbeit mit TOCOTRONIC und den BEATSTEAKS Bekanntheit erlangte. Zudem wurden die Basic-Tracks komplett live im Studio eingespielt, was bei den Essenern zuletzt 1986 bei den Aufnahmen von „Pleasure To Kill“ der Fall war.

Genügend Gründe also dafür, dass „Hordes Of Chaos“ nicht bloß weiter Aufguss von „Enemy Of God“ sein würde. Trotz Änderungen bei der Produktion knallen die zehn neuen Tracks aber genauso heftig wie zuvor: Stilistisch also alles beim alten. Und so ist das melodische Eingangsthema des Openers und Titeltracks auch nur die Ruhe vor dem Sturm, denn in der Folge treten die Essener ein Thrash-Inferno los, das man von ihnen zwar kennt, das aber keine Selbstverständlichkeit ist. Anschließend hält das Quartett beim vorab veröffentlichten „Warcurse“ das Energielevel, um bei „Escalation“ erstmals das Tempo etwas zu variieren. „Amok Run“ wiederum beginnt langsam mit gezupften Gitarren und einem ungewohnt sanft singenden Mille Petrozza, wird dann zu einem dumpf grollenden Monster, bevor der Track ordentlich an Fahrt aufnimmt und sich in einen flotten Thrasher wandelt. „Destroy What Destroys You“ wiederum ist ein ungemein groovender Banger, der durch die Eingangszeile und den Refrain sofort packt. Ein weiteres Highlight ist „Absolute Misanthopy“, das eine perfekte Synthese aus Melodie und Aggression darstellt.

Es zeigt sich aber, dass KREATOR dieses Qualitätslevel nicht vollständig halten können: „Radical Resistance“ kann sich nicht ganz entscheiden, ob jetzt die Thrash-Riffs oder die Melodien die Oberhand behalten sollen. Noch deutlicher wird dies bei „To The Afterborn“, das zwar keineswegs schlecht ist, bei dem man sich aber nicht nur variableren Gesang gewünscht hätte. Nach dem instrumentalen „Corpses Of Liberty“ gibt es mit „Demon Prince“ dann aber einen flotten Rausschmeißer, der zunächst mit melodischen Riffs beginnt, dann aber davonprescht.

Insgesamt haben die Essener also wieder einige starke Songs eingetrümmert – beispielsweise der Titeltrack, „Escalation“ oder „Warcurse“. Zudem ist die bloße Tatsache bemerkenswert, dass KREATOR wieder ein lupenreines Thrash-Album eingespielt haben, das alle Trademarks der Band beinhaltet und nicht nur im Midtempo wildert. Allerdings ist „Hordes Of Chaos“ in einigen Momenten etwas undurchsichtig geraten, weswegen es zwar ein gutes Album ist, aber die Klasse vergangener Werke nicht immer erreichen kann.

09.01.2009

- Dreaming in Red -

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