Lutharo - Chasing Euphoria

Review

LUTHARO machen sich mit ihrem zweiten Album auf die Jagd nach Glücksgefühlen. Die dürften auch all jene bekommen, bei denen bereits das Debüt „Hiraeth“ und die vorangegangenen EPs mit ihrer frischen Mischung aus Thrash-, Power- und Melodic Death Metal Schmetterlinge im Bauch verursacht haben. Die kanadische Band aus Hamilton, Ontario knüpft mit „Chasing Euphoria“ nämlich genau dort an, wobei hier und da etwas Finetuning vorgenommen wurde.

Nachdem LUTHARO in den letzten Monaten bereits fünf der zehn Songs (plus Intro) als Singles vorausgeschickt haben, kann „Chasing Euphoria“ zumindest Fans der Band nur noch bedingt überraschen. Denn die wissen natürlich längst, wohin die Reise geht. Nur so viel, das restliche Material muss sich vor besagten Vorabsongs nicht verstecken. Grundsätzlich ist die Truppe um Frontfrau Krista Shipperbottom und Gitarrist Victor Bucur ihrem angestammten Stil treu geblieben, wobei man Pi mal Daumen festhalten kann, dass es stellenweise noch etwas saftiger aufs Fressbrett gibt als bisher, während gleichzeitig die eingängigen Momente noch besser reinlaufen und symphonische Keyboards das Ganze im Hintergrund untermalen, jedoch nie überfrachten.

LUTHARO setzen auf Peitsche und Zuckerbrot

Exemplarisch dafür steht bereits der nach einem kurzen orchestralen Intro ertönende Opener „Reaper’s Call“. Dieser geht mit messerscharfen Thrash-Riffs, schneidenden Leads und galoppierendem Schlagzeug zwar gleich satt nach vorne, gibt sich im Refrain aber ausgesprochen melodisch. Dreh- und Angelpunkt ist das Organ von Krista Shipperbottom, die sich einerseits unglaublich brutal die Seele aus dem Leib schreit, andererseits aber auch mit variablem Klargesang überzeugen kann. Dieser hat sich im Vergleich zum Vorgänger nochmal verbessert und klingt weder elfengleich noch weichgespült, sondern trägt stets einen leicht rotzigen Unterton mit sich und verdient klar das Prädikat Metal.

„Ruthless Bloodline“ erinnert zwischen mörderisch groovenden Stakkato-Riffs, donnernden Blastbeats und einem unverschämt eingängigen Refrain an die Glanzzeiten von KILLSWITCH ENGAGE, während „Time to Rise“ mit seinem einlullenden Gesangsarrangement am Anfang zunächst wie ein schwermetallisches Gutenachtlied anmutet, bevor es hart bolzend in einen epischen Chorus übergeht. Stücke wie „Bonded To The Blade“, der Titeltrack oder „Paradise Or Parasite“ wiederum enthalten zwar weiterhin Spuren von neueren ARCH ENEMY, LUTHARO setzen aber deutlich öfter auf den starken Klargesang ihrer Fronterin.

Dieser kommt bei „Born To Ride“ und dem abschließenden „Freedom Of The Night“ nochmal besonders zur Geltung, denn hier lehnen sich LUTHARO verstärkt in ihre Power-Metal-Seite und Frau Shipperbottom darf in klassischer Sirenen-Manier bis in Falsett-Höhen vorstoßen. Die Landsleute von UNLEASH THE ARCHERS lassen grüßen.

An den richtigen Stellschrauben gedreht

LUTHARO machen mit „Chasing Euphoria“ keine riesigen Sprünge, unternehmen aber an den richtigen Stellen Feinjustierungen, um das Bandprofil weiter zu schärfen. Querverweise zu anderen Bands gibt es natürlich, allerdings dreht die kanadische Band daraus stets ihr eigenes Ding und schreibt nie stumpf ab. Nicht unerheblich trägt dazu die markante Gesangsdarbietung von Krista Shipperbottom bei, die Instrumentalfraktion legt ihr dafür aber auch ein bretthartes und ebenso vielschichtiges Fundament.

Die Produktion ist modern und ausgesprochen wuchtig ausgefallen, das Material trotz kerniger Grundhärte stets zugänglich. Puristen und Oldschool-Kuttenträger werden wohl eher die Nase rümpfen, für die etwas spätere Metal-Generation und all jene, die nicht unbedingt einen analogen 80er-Sound brauchen, stellen LUTHARO aber definitiv eine Bereicherung dar.

 

08.03.2024
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