Majesty - Banners High

Review

Ja! Wie sehr habe ich gehofft, dass Tarek „MS“ Maghary und seine Mannen unter dem MAJESTY-Banner mal wieder ein ganz großes Album veröffentlichen, nachdem das Comeback-Werk „Thunder Rider“ gut, aber eben nicht großartig dahergeritten kam. „Banners High“ bietet genau das, was man sich als MAJESTY-Warrior nur allzu gern in die Ohrmuscheln schrauben lässt: In der Stahlfabrik wurden Hits am laufenden Band produziert. Da muss man höllisch aufpassen, dem Arm nicht quasi eine Dauererektion zu verpassen und mit geballter und gereckter Faust durch die Gegend zu laufen. Nein, jetzt mal im Ernst: Könnte ich mit der Nase tippen, würde ich die Rezension headbangend schreiben.

Es ist schon jetzt soweit, dass mein Umfeld hier und da die Augen verdreht, weil ich – kaum bewusst – Passagen von „Banners High“ vor mich hin trällere. Stark wie Stahl nehme ich das aber in Kauf, denn die Message muss nach außen dringen: MAJESTY haben einen neuen Son of Metal in die Musikwelt gesetzt! Dabei verbinden sich die Songs zum ersten Mal zu einem Konzept aus dem Fantasygenre – Frontmann Tarek betonte im Vorfeld aber eindringlich, dass es keine endlosen Erzählparts und Intros geben wird. Gesagt, getan: Nach einem (ok, gesprochenen) Intro folgen zehn Songs, die auch für sich stehen können, mal episch, mal Vollgas, darunter eine Ballade, immer 100 % MAJESTY. Das Material ist wie immer so eingängig, dass man schon beim ersten Hören mitsingen kann. Das zieht den Hörer unmittelbar ins Geschehen und erinnert an das POWERWOLF-Prinzip, im Grunde mit jedem Track einen Hit abzuliefern. Da stellt sich weiterführend die Frage, ob Einzelstücke oder das gesamte Album letztlich auch in der Diskografie herausstechen. Hier wird’s knifflig: Als erstes Konzeptalbum fällt „Banners High“ natürlich besonders auf und auch als Gesamtwerk liegt es aufgrund der erwähnten Dichte sehr gelungener Lieder weit vorne. Nur die Detailbetrachtung verrät, dass Meisterwerke der Sorte „Sword And Sorcery“, „Into The Stadiums“, „Son Of Metal“ und „Hail To Majesty“ eher ausbleiben. Andernfalls wäre die Platte aber ein Zehner, also ist das Meckerniveau hier sehr hoch.

Der Opener „We Want His Head“ wird standesgemäß mit einem hohen MAJESTY-Schrei eingeleitet und entpuppt sich in der Folge als potenzieller Song für die Bühne sowie als einer der besten Tracks des Albums. Fast durchgehend schnell, mit starkem Melodiepart und Shout-Passagen im Refrain, die live ordentlich zum Mitmachen anregen werden. Der im Vorfeld veröffentlichte Titeltrack ist die im Midtempo verwurzelte klassische Hymne mit starken Strophen, die unmittelbar wie flüssiges Metall in die Gehörgänge fließen. Wenn Tarek singt, man sei „strong as steel“, weiß man als Fan, dass man hier genau richtig ist. Wenn man – und das ist der springende Punkt – diese Art von Musik abfeiern kann, ohne an Kitsch zu denken. Dann sind Selbstzitate eben auch keine Wiederholungen, sondern MAJESTY-Trademarks. Dann sind die Refrains nicht poppig, sondern zeugen von einem äußerst ausgeprägten Gespür für Hooklines. Das beste Albumbeispiel ist wohl „All We Want, All We Need“ – ein riesiger Ohrwurm, der dich sofort verschlingt und ordentlich durchgekaut wieder auspuckt.

Aber zurück zur Chronologie. „Time For Revolution“ zieht das Tempo wieder leicht an und wirkt parallel zum Text wie die vertonte Aufbruchstimmung. Das klassische Heavy-Metal-Solo kurz vor Schluss ist die passende Überleitung zur gefühlten Metal-Hymne. Weil es die konzeptionelle Ausrichtung verhindert, gibt’s diesmal zwar nicht das gewohnte Metal-Vokabular, zwischen den Zeilen ist „United By Freedom“ aber eine Ode an den Heavy Metal und die von MAJESTY bekannte Proklamation des Zusammenhalts innerhalb der Szene. Da passen Textteile wie „legacy of steel“ und „united we are strong“ gut ins Bild. Wenn die Doublebass einsetzt, erinnert der Song an „Fields Of War“; insgesamt eine gelungene Mischung aus metallischen und epischen Parts. „Pray For Thunder“ ist für mich der schwächste Song, weil die Highlights fehlen. Auch hier geht der Refrain gut ins Ohr und die Soloarbeit macht Laune, aber im Gesamtkontext ist der Song einfach unspektakulär. Gut, dass danach mit „Bloodshed And Steel“ das tatsächliche Album-Highlight folgt, eingeleitet von einem Riff, das beinahe thrashig unterwegs ist. Definitiv ein Kandidat fürs Live-Set! Doublebass-Attacken treiben die Strophen voran und zum Refrain wird die Faust gereckt und mitgesungen: „Uuuuuhuuhuu bloodshed and steel“! Herrlich. Dass MAJESTY auch balladeske Exkurse mögen, haben sie in der Vergangenheit zum Beispiel mit „Snow Is On The Mountain“ bewiesen. In dieselbe Kerbe schlägt auch „Take Me Home“ (für mich nach „We Will Ride“ sogar die stärkste Ballade der Bandgeschichte) mit cleanen und Akustikgitarren und einem Refrain, den viele wieder als Kitsch abtun und andere als unverkennbar MAJESTY einstufen und feiern werden. „On A Mountain High“ führt das Balladeske noch kurz fort, bevor die Verzerrung einsetzt und schwere Gitarren den Song im Midtempobereich vorantreiben. Der Abschluss fällt wieder schneller aus – wie es sich gehört. Die Schlacht wurde gewonnen und entsprechend stimmungsvoll ist auch „The Day When The Battle Is Won“, bevor die aus dem Intro bekannte Stimme noch ein paar finale Worte zu knisternden Flammen findet, die – vom Statement her typisch MAJESTY – mit „one by one“ enden.

Es hat nichts mit Schubladendenken zu tun, wenn man die Musik als true bezeichnet. Sowohl durch die Betrachtung ihrer Diskografie als auch in Interviews wird deutlich, dass die Truppe das, was sie schreibt, produziert und spielt, mit jeder Faser lebt. Wer so viel Authentizität und Leidenschaft durch die Musik transportiert, verdient Respekt, punkt. In ihrem Sektor sind MAJESTY aktuell das Nonplusultra.

25.11.2013
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