Majesty - Rebels

Review

Schrumpelfinger durch Wasser, kennt jeder. Die entstehen durch ein bestimmtes Wechselspiel von Prozessen und Kräften in der äußeren Hautschicht, bei dem insbesondere das Protein Keratin eine zentrale Rolle spielt. Da fragt man sich nur: Warum beginnt die Besprechung einer Heavy-Metal-Platte mit solch einer vermeintlich absurden Einleitung? Weil die Songs von MAJESTY auf „Rebels“ ebenso aufgeweicht daherkommen. Und „schrumpelig“ im Sinne von „in die Jahre gekommen“ … ach, lassen wir weitere Metaphern außen vor. Innovation: nö. Kurswechsel: minimal. Frische Ideen: nicht wirklich. Geile Songs: eher vereinzelt gute Momente. Wobei „Fireheart“ schon zum harten Feiern anregen kann. Der größte Kritikpunkt bleibt der bereits bekannte: MAJESTY klingen auch über mehrere Alben betrachtet zu ähnlich. Vor allem die Refrains wirken nicht selten viel zu oft gehört.

„Rebels“ – MAJESTY rebellieren gegen sich selbst

Es gibt ein paar Veränderungen. MAJESTY haben dem Power Metal etwas weiter die Tür geöffnet. Durch die ist dann auch noch Symphonic-Kram geschlüpft. Der Stahl, um mal im True-Metal-Vokabular zu bleiben, wurde indes aufgeweicht – siehe Einleitung. Stattdessen sind viele der elf Songs deutlich poppiger. Das wird alte Fan-Hasen vor den Kopf stoßen, aber eventuell Neue anlocken, die sich der Metal Union anschließen wollen. Apropos: Auffallend ist der komplette Wegfall des Wortes „Metal“, schaut man sich die Liedtitel an. Das war bislang nur auf einem der acht Studioalben so („Banners High“). Eine winzige Ausnahme auf „Rebels“ ist das „Hm“ im vierten Song „Yolo Hm“, das letztlich doch wieder für Heavy Metal steht. Trotzdem …

Wenn Tarek aus der Vergangenheit zurückkehren würde …

… Im Jahr 2012 wurde „YOLO“ zum Jugendwort des Jahres in Deutschland gewählt. 2017 verwursten MAJESTY es im True-Metal-Kontext. Widerspruch? Lächerlich! Ja, klar, jeder sollte tun, was er will. Bla bla. „YOLO Heavy Metal“ ist trotzdem eine Textzeile, für die sich der 2000er-Tarek, könnte er aus der Vergangenheit ins Jetzt reisen, selbst eine donnern würde – und zwar „strong as steel“. Aber so ist es eben: Die „Keep It True“-Zeiten sind vorbei …

YOLO, LOL, ROFL, GRML – MAJESTY 2.0

… Passt irgendwie zum neuen True Metal Pop. Tareks Stimme klingt auch wesentlich glatter – sieht man mal von den künstlichen Abwandlungen wie zu Beginn von „The Final War“ ab, die für sich aber schon fragwürdig sind. Und die Betonung erst! In dem Bereich hatte der Fronter lange Zeit eine Art Alleinstellungsmerkmal. Jetzt erinnern die Vocals bis auf Ausnahmen an … nun ja, Durchschnitt eben. Auch die Ballade („Across The Lightning“), die MAJESTY-Jünger in der Regel doch auf jedem Output gefeiert haben, ist zu reinem, in leichte Verzerrung gehüllten Kitsch verkommen. MAJESTY haben sich seit „Banners High“ (das mir augenscheinlich noch vortrefflich gefallen hat) radikal verschlechtert. Mittelmaß. Immerhin, denn Momente gibt es ja: „Iron Hill“ kann im Bereich der Soli eine Menge, „Heroes Of The Night“ hat einen griffigen Refrain, „Fireheart“ ist schlichtweg ein gutes Lied, in „Fighting Till The End“ lässt die Leadgitarre aufhorchen und „Die Like Kings“ kann mit dem Hauptriff punkten. Unterm Strich sind das aber nicht mehr die MAJESTY, die frühere Freunde kennen und mögen – zu seicht, zu kommerziell ausgerichtet. „Majesty 2.0“ eben, wovon sogar das Promobeiblatt spricht.

02.03.2017
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