Melvins - Gluey Porch Treatments

Review

„Gluey Porch Treatments“ beweist: Die MELVINS haben definitiv ’ne Schraube locker. Formen einen SOLCHEN Klumpen aus dem dunklen Matsch der Musikgeschichte – beziehungsweise aus dem, was ihre seltsamen „Gehirne“ so aus dem Vorhandenen herausfiltern. 1987! Natürlich gibt es BLACK SABBATH und BLACK FLAG und letztere haben ihren Hardcore Punk auf der B-Seite von „My War“ bereits schmerzhaft ausgebremst. Die BUTTHOLE SURFERS irrlichtern auch schon völlig over the top durch die Botanik. Aber eine solch kolossale, pulsierende Wunde aus schleifenden bis galoppierenden Doom-Riffs, Hardcore-Beats, irre predigenden Vocals und die Ränder eitrig zerfransendem Feedback hat bis dahin noch kaum jemand dem guten Geschmack in den Mittelscheitel geschlagen.

Diese Wunde heilt nicht mehr

Und diese Wunde verheilt nicht mehr: Auf „Gluey Porch Treatments“ im Speziellen und die MELVINS im Allgemeinen berufen sich bis heute diverse Helden sowohl des Grunge als auch des Sludge. Selbstverständlich tun sie dies vollkommen zurecht. 2017 wird das Debüt der Freigeister um Buzz Osbourne 30 und fasziniert Eingeweihte wie als junges, verhaltensgestörtes Ding.

Nach dem monströsen Opener „Eye Flys“ gibt „Echo Head/Don’t Piece Me“ offensiv und verstörend die Richtung vor: Das Stück bewegt sich exemplarisch und unberechenbar walzend, schwankend und Haken schlagend zwischen Doom-Walze, Hardcore-Aufschrei und hektischem Noise hin und her. Was Osbourne dazu an böse-anzüglicher Verschwörung von sich gibt, ist sicher ab 18, bleibt aber kryptisch – und man ist selbstverständlich sofort bereit, alles rigoros hinter sich zu lassen, um vom Meister ins Licht geführt zu werden. Zumal einen bei der gesamten manischen Darbietung von „Gluey Porch Treatments“ das Gefühl nicht verlässt, eigentlich hinter das Licht geführt zu werden.

Die MELVINS meinen es diabolisch ernst

Das diabolische Grinsen der MELVINS schleicht sich in jede Rille der Platte, veredelt den Einstand nach Maß und stellt zukunftsweisend klar: Die MELVINS meinen es ernst. Buzz Osbourne ist dein handelsüblicher Guru in echter und Dale Crover traut man die liebevollste Menschenhautmaskensammlung diesseits von Texas zu.

Fun Facts: „Leeech“ ist mit einem „e“ weniger von GREEN RIVER, die MELVINS gehören tatsächlich vielleicht auf eine Seite mit dem Namen „metal.de“, und der Titelsong von „Gluey Porch Treatments“ ist 49 Sekunden lang. Join the MELVINS ARMY.


Diese Review erschien zuerst im Rahmen des Specials „Weltschmerz: Unsere liebsten Doom-Perlen„.

16.07.2017
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