Metallica - Kill 'Em All

Review

Wir schreiben das Jahr 1983. Mit ihrem Beitrag zum „Metal Massacre“-Sampler und dem Demotape „No Life ‚Til Leather“ haben die blutjungen METALLICA bereits einiges an Aufsehen erregt. In der Zeit zwischen dem Demo und ihrem Debütalbum feuern sie ihren Bassisten Ron McGovney; Lead-Gitarrist Dave Mustaine muss aufgrund seiner anhaltenden Alkoholprobleme ebenfalls gehen. Den Posten am Bass übernimmt Cliff Burton. Als neuer Saitenhexer wird EXODUS-Klampfer Kirk Hammett verpflichtet. Damit Vorhang auf für: „Kill ‚Em All“!

Der Opener „Hit The Lights“ gibt direkt die Marschrichtung des Albums vor: schnell, roh, kompromisslos. Anfang der 80er sind METALLICA angepisst von der aufkeimende Glam-Metal-Bewegung und stellen den absoluten Gegensatz dar. Die spieltechnische Finesse der New Wave of British Heavy Metal paaren sie mit der Geschwindigkeit des Punks. Heraus kommt ein Aggressions-Cocktail, dem bis heute nur wenige Bands das Wasser reichen können. Riffs und Gesangslinien sind dabei extrem simpel, aber effektiv! Songs wie „Whiplash“ oder das abschließende „Metal Militia“ legen ein Tempo vor, das die Welt so noch nicht gehört hat. Kirk Hammett flitzt derweil mit ebenso pfeilschnellen Soli über das Griffbrett, die ihn schon bald zu einem der angesehensten Metal-Gitarristen machen.

METALLICA haben mehr zu bieten

Doch nicht nur in Sachen Geschwindigkeit beeindrucken METALLICA die Metal-Gemeinde. Die Single-Auskopplung „Jump In The Fire“ zeigt, dass die Band auch im Midtempo-Bereich überzeugen kann. Und die Mitgröl-Hymne „Seek & Destroy“ hat bis heute zu recht ihren Stammplatz im Live-Set behalten. „The Four Horsemen“ gibt zudem schon einen Ausblick darauf, wo die Band sich in Zukunft hinbewegen würde. Der längste Song der Platte kombiniert Thrash-Riffs mit einem ruhigen, ausschweifendem Mittelteil. Ohnehin sind es vor allem die häufig überraschenden Breaks, die den Songs auf „Kill ‚Em All“ ihre Würze verleihen.

Doch auch die Produktion trägt ihren Teil zum Gelingen des Albums bei. Denn der Sound ist ebenso roh wie die Songs selbst. Passend dazu schreit James Hetfield mehr, als das er singt. Der brachiale Hall auf seiner Stimme soll die gesanglichen Unsicherheiten des METALLICA-Frontmanns kaschieren. Im Endeffekt sorgt das aber nur dafür, dass die Vocals noch aggressiver klingen, als sie ohnehin schon sind. Also alles grün im Lande METALLICA? Nicht ganz. Denn Burtons Bass-Solo „(Anesthesia)-Pulling Teeth“ mag zwar aus Musikersicht spannend sein. Für den Ottonormal-Hörer ist das Ding aufgrund mangelnder Spannungskurve aber furzlangweilig.

„Kill ‚Em All“ ist ein Debütalbum ohne gleichen. METALLICA sprühen zu Beginn ihrer Karriere vor Spielfreude. Doch neben ungebändigter Aggression, zeigt das Quartett auch schon ein Gespür für komplexe Songs und coole Breaks. Das lässt die gesamte Konkurrenz alt aussehen.

26.04.2017

"Irgendeiner wartet immer."

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