Metallica - Metallica

Review

Wir schreiben das Jahr 1991. Der Grunge-Boom steht kurz bevor und wird in Kürze mit NIRVANAs „Nevermind“ seinen Höhepunkt erreichen. Metal scheint auf dem absteigenden Ast zu sein. Doch knapp davor veröffentlichen METALLICA ihr fünftes Album, auch bekannt als das „Black Album“. Eine Platte, mit der sich die Band über alle Trends hinwegsetzt und einen Platz im Rock-Olymp sichert.

METALLICA auf den Spuren MÖTEY CRÜEs

Als Produzent krallen sie sich den renommierten Bob Rock. MÖTLEY CRÜE verhilft er bereits zwei Jahre zuvor zu ihrem ersten Nummer-Eins-Album. Das soll er mit METALLICA wiederholen. Der Sound ist polierter, aufgeräumter und fetter als auf allen vorherigen Album. Gleiches gilt für das Songmaterial. Der progressive Trend von „Master Of Puppets“ und vor allem „…And Justice For All“ weicht stringenteren, simpleren Songs, die klaren Strukturen folgen. Eingängigkeit ist das Gebot der Stunde. Schon die erste Single „Enter Sandman“, die das Album eröffnet, präsentiert sich mehr als Hard-Rock-Hymne denn Metal-Massaker. Das prägnante Mainriff kennt wohl jedes (Metal-)Kind, genauso wie den Mitgröl-Refrain, der das Stadion bei jedem METALLICA-Konzert erbeben lässt.

In den folgenden 60 Minuten lässt der Hitfaktor kaum nach. Das schleppende Groove-Monster „Sad But True“ lädt zum headbangen ein. In Intro von „Holier Than Thou“ scheint kurz der Thrash durch. Anschließend entpuppt sich der Track aber als Hard-Rock-Ohrwurm. Mit „The Unforgiven“ folgt anschließend die erste Ballade. Das melancholische Stück folgt nicht der Tradition von „One“ oder „Fade To Black“. Wer auf den harten Metal-Part wartet, wird bitter enttäuscht. Stattdessen beweist sich Frontmann James Hetfield als einfühlsamer Geschichtenerzähler. Da ist Gänsehaut garantiert. Allerdings müssen METALLICA-Fans der ersten Stunde ihre Erwartungen an die Band zu Hause lassen, um hieran ihre Freude zu haben.

An „Nothing Else Matters“ scheiden sich die Geister

„Nothing Else Matters“, die zweite Ballade im Bunde, stellt aber wohl den größten Streitpunkt auf dem „Black Album“ dar. Schließlich ist der Song so hammerhart auf Charttauglichkeit getrimmt, dass es kaum zu glauben ist. Aber verdammt noch mal, zieht euch dieses geile Gitarrensolo von Hetfield rein. Und geht einem der gefühlvolle Gesang nicht irgendwie doch nahe? Auch dieses Gitarrenintro vergisst man im Leben nie wieder. Liebt ihn oder hasst ihn – der wohl bekannteste METALLICA-Song aller Zeiten ist auf jeder Ebene ein Hit.

Einen richtigen Durchhänger haben die Jungs aus der Bay Area auf ihrem fünften Album sowieso nicht im Gepäck. Im letzten Drittel schwächelt die Platte allerdings ein wenig. „Of Wolf And Man“ oder „The God That Failed“ halten nicht ganz mit dem hohen Niveau der vorherigen Songs mit. Dafür erinnert der energetische Rausschmeißer „The Struggle Within“ zumindest ein klitzekleines bisschen an alte Thrash-Großtaten.

Auf dem „Black Album“ wagen METALLICA eine extrem krasse Kurskorrektur. Doch die macht sich bezahlt. Mit Thrash Metal hat das alles nichts mehr zu tun. Ein astreines Album zwischen Hard Rock und Heavy Metal ist die Platte aber in jedem Fall. Und in kommerzieller Hinsicht geht die Band endgültig durch die Decke. Wer unvoreingenommen an das Album rangeht, macht mit einem Kauf absolut nichts falsch.

17.05.2017

"Irgendeiner wartet immer."

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