Michael Monroe - One Man Gang

Review

Michael Monroe deklariert sich selbst als Ein-Mann-Gang. Klar: Gemessen am glorreichen Schmutz, den sich der Finne im Rahmen seiner Solo-Präsenz fernab des Rockens von Hanoi aufgebaut hat, kauft man ihm dieses Statement auch ab. Doch auf den Lorbeeren ausruhen gehört irgendwie nicht so richtig ins Repertoire des Rockers. Daher geht es nun – selbstredend in den gleichen, ungewaschenen Klamotten, die schon beim Vorgänger den Duft der weiten Welt ausstrahlten – wieder auf bzw. durch die Straße mit „One Man Gang“.

Die „One Mang Gang“ hat noch nicht genug

Alleine ist der Finne natürlich nicht unterwegs. Neben seiner Band gibt es Gastauftritte auf „One Man Gang“, unter anderem von Captain Sensible (THE DAMNED) oder ex-Bandkollege Nasty Suicide. Dennoch ist klar was gemeint ist: Monroe rockt euch die Socken von den Füßen und das mit herrlich triefender Punk-Rotznase. Dabei geht es weniger um Songwriting per se als viel mehr um die Attitüde, die dahinter steckt und die Tracks mit Leben füllt. Diese besteht natürlich aus dem puren Lebensgefühl, dass jeder Tag wie ein Freitag Abend nach der Arbeit (so denn vorhanden) genossen und exzessiv gefeiert gehört. Es geht darum, los zu lassen und richtig aufzudrehen.

Der eröffnende Titeltrack tut auch genau das ohne Umwege: Schnell hat der quirlige Track den Hörer im Griff und schüttelt ihn ordentlich durch. Dazu rotzt sich Michael Monroe eine wunderbare Ohrwurm-Hook aus der Kehle, die sofort für gute Laune sorgt. Flott gestaltet sich auch „Black Ties And Red Tape“, das jedoch etwas härter und heavier daher kommt. Passend dazu klingt der Finne hier deutlich aggressiver am Mikrofon, wobei der Song nach wie vor mit einer ziemlich schmissigen Hook aufwartet, die für reichlich Bewegung in den müden Knochen sorgt.

Michael Monroe zelebriert die gute Laune

Große Hooks ist ja generell etwas, was Michael Monroe auf „One Man Gang“ gut hin bekommt. Der freche Refrain von „Last Train To Tokyo“ erweckt Erinnerungen an glorreichere Pop-Punk-Zeiten. Auch der Rest des Songs hat diese jubilierenden Gitarrenleads, die zwar einfach, aber effektiv sind und den Moment gut einfangen. „Helsinki Shakedown“ schaft das mit der gleichen Knackigkeit und Frische. Kraftvoller und hymnischer gerät dagegen die Hook von „Heaven Is A Free State“, die nach in die Höhe gereckten Bierflaschen in ranzigen Live-Clubs klingt.

Ein bisschen bremst sich Monroe im Grunde nur in seinen balladeskeren Momenten aus. „Midsummer Nights“ und „In The Tall Grass“ sind hier zu nennen, bei denen die ansonsten große Sause ein bisschen ins Taumeln gerät – aber irgendwie hat ja jede noch so rauschende Party so ihr Tief. Zudem macht sich sein Saxofonspiel ziemlich rar auf dem Album; Bläser treten am prominentesten in Form von Trompeten in „Heaven Is A Free State“ auf, gespielt von einem Tero Saarti. Das lässt sich jedoch bestens verkraften, vor allem auch dank des wiederum hervorragenden weil stimmungsvoll und hymnisch inszenierten Rausschmeißers „Low Life In High Places“.

Trotz Dellen im Lack eine schicke Angelegenheit

Die paar balladesken Tiefs bügelt Michael Monroe auf „One Man Gang“ also wieder aus, vor allem durch sein Gespür für große, rotzige Hits, die fast ausnahmslos ins Gebein fahren und für gute Stimmung im ansonsten eher grimmigen Metaller-Alltag sorgen. Eine kraftvolle Produktion verleiht dem Sound zudem das nötige Fleisch auf den Rippen und macht „One Man Gang“ definitiv zu einem schicken Beitrag in Sachen rotzigem Rock – und in Sachen „P.M.A.“, das hier natürlich für „Positive Mental Attitude“ steht. Davon kann man in heutigen Zeiten ja nicht genug haben.

16.10.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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