Mind:Field - An Atonement For Existence

Review

Im Grunde kann man schnell den Deckel auf die Review des Full-Length-Debüts „An Atonement For Existence“ des Berliner Ein-Mann-Projektes MIND:FIELD drauf setzen und sagen, dass das anscheinend anonym unter dem eponymischen Banner firmierende Mastermind in diesem Album so ziemlich alles kombiniert, was so zwischen 2000 und 2010 der angesagte Scheiß im modernen Metal gewesen ist. Wenn Stahlschmieden-Puristen im abgesteckten Zeitraum jemals irgendwelche Bands bis aufs Blut gehasst haben, sind deren Einflüsse auf diesem Werk wiederzufinden, von FEAR FACTORY, MACHINE HEAD, LAMB OF GOD, SLIPKNOT und SOULFLY hin sogar zu Elementen aus Alternative und Grunge.

„An Atonement For Existence“ ist eine fuchsteufelswilde Gala des 2000er-Metals

Aber damit würde man dem gegenständlichen Herrn unrecht tun, vor allem, weil „An Atonement For Existence“ all diese Elemente souverän in sich vereint. Hier knallt der Hörerschaft ein Mix um die Ohren, dessen Wurzeln vermutlich irgendwo in den Thrash Metal zurück verfolgt werden können, aber eben auf den Stand der Spätneunziger/Frühzweitausender gebracht und damit straff, ach was: spack bis zum Anschlag geschnürt, düster in Szene gesetzt und mit mechanischer Präzision dargeboten, das gewisse Assoziationen gen Industrial Metal nicht auszuschließen sind. Und dann addiere man noch Elemente aus Grunge, Alternative und dergleichen, die vor allem in den Hooks zu Tage treten – und das Ergebnis ist ein höchst volatiles Gemisch mit progressivem Twist in Form einiger krummer Takte, wilder Breaks und vielschichtigen Songbauten.

Relativ schnell macht MIND:FIELD bei den eröffnenden Tönen des dem Intro folgenden „Architect Of Ruin“ klar, dass hier kein fades Nu Metal-Revival stattfindet, sondern dass es hier wirklich heftig zur Sache geht. Geradezu entfesselt bläst der Hörerschaft hier ein thrashiger Orkan entgegen, der sich in Sachen Aggressivität nicht zurückhält, aber auch die angenehm technische Gitarrenarbeit hinter „An Atonement For Existence“ zur Schau stellt. Ein bisschen DYI-Charakter hat das Ganze gerade gegen Ende des Stücks, wo man merkt, dass die Produktion ein bisschen in die Knie geht und alles im chaotischen Lärm zu versinken droht, aber das Mastermind bekommt gerade noch die Kurve und lässt den Track über die Ziellinie einlaufen, bevor es zu einem Unglück kommen kann.

Und MIND:FIELD liefert eine überzeugende Vorstellung mit nur kleinen Abstrichen ab

Die aggressiven Shouts machen ordentlich was her und haben was von einem jung gebliebenen Rob Flynn. Der Herr hierhinter hat auf jeden Fall ein beachtliches Stimmvolumen und könnte sich tatsächlich souverän als Ersatzröhre von MACHINE HEAD verdingen, sollte das Geld mal knapp werden. Im weiteren Verlauf der Platte treten fettere Grooves und Grunge-typische Clean Vocals prominenter in Erscheinung und fügen weitere Layer an Komplexität in diesen Sound hinein. In „Atonement Part I: Void“ könnte man in einigen der Clean-Passagen vielleicht sogar ein bisschen frühe TOOL heraus hören, zumindest bevor der Song wieder mit der schweinisch groovenden Dampfwalze drüber rollt.

Das ist alles sehr gut und anspruchsvoll in Szene gesetzt, krankt im Grunde nur an zwei Dingen: Zum einen klingen die Cleans manchmal etwas zu gewollt nach Grunge, besonders in „Carved In“, wo sie mehr wie fehlgeleitetes Gelalle anmuten. Und der zweite Makel ist Zeitmanagment. Am besten ist das Songmaterial von „An Atonement For Existence“ dann, wenn es unterhalb der 5-Minuten-Marke im Ziel einläuft. Ein Instrumental in Form des Achteinhalbminüters „Kairos“ war dagegen nicht der geschickteste Schachzug des Berliners. An sich sind die Ideen des Tracks gut, aber hätten sicher auch für 2-3 knackigere Arschtritt-Tracks verwurstet werden können. Sei’s drum: „An Atonement For Existence“ macht Spaß und lässt für die Zukunft des Projektes noch Größeres erwarten …

22.09.2025

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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