Misery Index - Complete Control

Review

Fans von MISERY INDEX dürfen frohlocken, das neue Album „Complete Control“ bietet einerseits gewohnte Brutal-Kost, andererseits zeigen sich die Amis aber auch stilistisch recht flexibel.

„Complete Control“ – Raus aus der stilistischen Einbahnstraße und dennoch eindeutig MISERY INDEX

„Complete Control“ ist inzwischen das siebte Studioalbum von MISERY INDEX und folgt „Rituals Of Power“ von 2019. Dieses letzte Werk der Baltimore-Death-Metaller war verglichen mit sehr Todesblei lastigen „The Killing Gods“ (2014) wieder etwas mehr grindiger und damit etwas näher an den Anfängen. „Complete Control“ setzt darauf an und bietet alle bekannten und geschätzten Trademarks, inklusive der düsteren Themen wie auf „The Killing Gods“.

Das neue Album zeigt sich vielseitig und liefert einen stilistischen Querschnitt über das, wofür MISERY INDEX stehen – Brutal Death Metal mit Grindcore-Schlagseite und den wieder stärker hörbaren Wurzeln aus Crust Punk, Thrash und Hardcore. Zwischen Blastbeat-Raserei, schweren Grooves bis Breakdowns, entwickelt sich „Complete Control“ mit schmissig dynamischen Songwriting zu einem riffgetriebenen, mitreißenden Angriff auf die Nackenmuskulatur. Immer schön brachial, mit fiesen Riff-Gewittern und technisch versiert gespielt, verbinden MISERY INDEX die wohlbekannten Elemente ihres Sounds auf „Complete Control“ zu einem stimmungsvollen Ganzen. Ein wunderbares Spagat aus Technik, Brutalität und Eingängigkeit. Und tönen dabei teilweise auch erfrischend.

So sorgt das lange Post Metal Intro des Openers “Administer The Dagger“ tatsächlich für eine kleine Überraschung und bereichert die Atmosphäre von „Complete Control“, wozu auch die von Mark Twain zitierenden Eröffnungszeilen beitragen. Ansonsten ist der Song ein typisch geradliniger, brutaler und roher Death-Grind-Hardcore-Brocken, voller Energie und kraftvoll, wie man es von MISERY INDEX gewohnt ist. Die Punk- und Hardcore-Seite wird in The Eaters And The Eaten‘ sowie dem direkten, wütenden „Infiltrators“ betont, während der Titelsong teilweise unerwartet melodisch daher prügelt. Demgegenüber sind „Rites Of Cruelty“ mit seinen mörderischen Grooves eher klassischer Death Metal oder „Necessary Suffering“ grindiger Brutal Death, der grundsätzlich das Geschehen beherrscht. Genauso wie die typisch punkig-kritische Attitüde in all den drückenden Abrissbirnen. Der Spannungsbogen wird über die gesamte Laufzeit von knapp über einer halben Stunde gehalten – aber mehr braucht man auch nicht.

Die Songs sind alle auf solide hohem Niveau, richtige Überhymnen wie „Traitors“ oder „New Salem“ fehlen auf „Complete Control“ aber leider völlig. Dennoch reiht sich das Album nahtlos in die Diskografie von MISERY INDEX ein, die von qualitativer Kontinuität geprägt ist. Der Sound ist transparent und druckvoll.

„Complete Control“ ist ein gutklassiges Album, das MISERY INDEX wieder etwas vielseitiger zeigt.

06.05.2022

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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