Misery Index - Heirs To Thievery

Review

Erneut haben MISERY INDEX ein politisch/historisch Konzept herausgearbeitet, erneut praktizieren sie grindig angehauchten Death Metal der Extraklasse, erneut ist die Ausrichtung der Jungs aus Baltimore wütender geworden und erneut haben wir es mit einem Werk zu tun, das typischer nicht hätte sein können. Über die Jahre hinweg hat sich die Band um Sänger und Kopf Jason Netherton zu einer Konstante entwickelt, die qualitativ bisher nie enttäuscht hat. Das wird sich auch mit deren Neuwerk “Heirs To Thievery“ nicht ändern, auch die Wettquoten dürften dahingehend schwindend gering sein – insofern es denn so etwas gäbe.

Thematisch dreht sich diesmal alles um die amerikanischen Ureinwohner, die über Jahrhunderte verjagt, getötet und diskriminiert wurden. Das Erbe dieses ländlichen und auch kulturellen Diebstahls obliegt nun den aktuellen Bewohnern der Vereinigten Staaten, wie es MISERY INDEX mit ihrem Albumtitel zynisch auf den Punkt bringen. Dass dies weder eine Märchengeschichte aus dem Zauberwald noch eine Glorifizierung der Geschehnisse, sondern eine steinharte Verurteilung aller Beteiligten ist, lässt sich ohne Einschränkung auf die Musik übertragen. Anders als noch auf “Traitors“, gibt es kein Intro zum Einstieg – mit “Embracing Extinction“ geht es sowohl konzeptionell als auch instrumental direkt in die Vollen. Es offenbart sich ein ziemlich kurzer Knochenbrecher mit knackiger Melodie und unbändiger Brutalität, “Fed To The Wolves“ knüpft nahtlos an.

Erst in dessen Anschluss beginnen sich die Wogen ein wenig zu glätten, wobei mit “The Carrion Call“ und “The Spectator“ auch zwei gemäßigtere Stücke dabei sind, wie es bereits auf dem letzten Output der Band der Fall war. Alles in Allem haben die Songs in der Gesamtheit meines Erachtens dennoch mehr Feuer unter dem Hintern als noch auf dem vorhergehenden Album, zusätzlich wirkt die Scheibe irgendwo homogener, was unter Umständen aber auch an der geschlosseneren Thematik liegen mag. Auch das vierte Langeisen der Amis verfeinert deren Stil erneut nicht unwesentlich, die Musik macht stets Lust auf mehr, lädt zum Headbangen und zum Genießen ein. MISERY INDEX haben definitiv ihren eigenen Gütestempel verdient – einmal mehr!

28.04.2010
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