Misery Index - The Killing Gods

Review

Sie gehören auf jeden Fall dazu, vielleicht sind sie sogar die zuhörerfreundlichste Kapelle im Death/Grind-Sektor: Die Rede ist natürlich von MISERY INDEX aus Balitmore, Maryland. Gerade mit ihren beiden letzten Werken “Traitors“ und “Heirs To Thievery“ trieben die Amerikaner diese Entwicklung auf die Spitze und produzierten einen beinahe perfekten Spagat aus Technik, Leichtfüßigkeit, Brutalität und Eingängigkeit. Das macht die Band um den ehemaligen DYING FETUS-Sänger Jason Netherton zu Recht zur Genreelite zugehörig, sowohl was deren ungeheure Liveshows angeht als auch bezogen auf die wahnsinnige Konstanz, welche bisher jede Scheibe auf ein Neues bewies.

“The Killing Gods“ ist das fünfte Album der Jungs von der Ostküste Nordamerikas und das Erste unter dem Banner des neuen Labels Season Of Mist. Im Vergleich zur letzten Platte ist mit Darin Morris ein neuer Gitarrist für Gründungsmitglied John Voyles hinzugekommen. Wo letztendlich der Kern der Veränderung auch zu suchen ist, so ist grundsätzlich fürs Erste festzuhalten, dass sich MISERY INDEX in der Tat ein wenig gewandelt haben. So darf ich sogar so weit gehen und behaupten, dass mich “The Killing Gods“ anfangs gar enttäuscht hat, und das obwohl ich nach wie vor das Prädikat “Blindkäufer“ auf der Stirn habe, wenn es um die Death/Grind-Institution geht.

Zunächst mal hat das Album einen glasklaren Sound. Auf das ungewöhnlich tragend melodische Intro “Urfaust“ folgt bei “The Calling“ erstmal das höllische Schlagwerkgedonner von Adam Jarvis. Die präzisen Hagelschläge klingen dabei derart charakteristisch, dass man sich sofort heimisch fühlt. Im Anschluss setzt der Vierer mit “The Oath“ auf ein kurzes Intermezzo – wieder ungewohnt – bevor mit “Conjuring The Cull“ die bereits im Vorfeld veröffentlichte Panzerfahrt folgt. Wer im Übrigen damit hadert, ob dieses Stück im schlimmsten Fall gar repräsentativ für die neue Scheibe sei, den kann man beruhigen: Nein ist es nicht und ja, es passt glänzend in den Gesamtzusammenhang. Der weitere Verlauf von “The Killing Gods“ ist in den ersten Durchläufen anstrengend, der rote Faden scheint oftmals zu fehlen und MISERY INDEX drohen sich irgendwie zum ersten Mal so richtig zu “Verballern“. Doch dann ist es der reine Wahnsinn, dieser anfängliche Fehlzünder doch wächst. Mit jedem neuen Run erschließen sich mehr Details, die Kombo entfaltet zunehmend ihre drückende Brutalitätswirkung und der technische Anspruch wird von der Barriere zur Wonne.

Ich hätte zu Beginn nicht gedacht, das nochmals sagen zu können und die Flinte mental bereits ins Korn geworfen, doch “The Killing Gods“ ist abermals ein dramatisch großer Vorschlaghammer geworden, der mit Stücken wie “Gallows Humor“, “Conjuring The Call“ oder “Heretics“ einschlägt wie auf sämtlichen früheren Werken – nur auf eine neu justierte Art und Weise. So ist der fünfte Streich vielleicht sogar der ausgereifteste der gesamten Karriere.

21.05.2014
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