Monstrosity - Spiritual Apocalypse

Review

Ja, sie leben noch! Die Rede ist von der alt eingesessenen Death-Metal-Institution MONSTROSITY aus dem sonnigen Florida. Letztes übrig gebliebenes Gründungsmitglied Lee Harrison, zudem Drummer und Chef der Band, hat (wieder einmal) ein paar neue Leute um sich geschart und vorliegenden Longplayer „Spiritual Apocalypse“ eingehämmert.

Was fällt als erstes auf? Zuerst sticht einem der verdammt gute Sound ins Auge, bzw. Ohr, der von Jim und Tom Morris endveredelt wurde. Weiterhin kommen die Songs mit einer erstaunlichen Melodiösität rüber, die ich von MONSTROSITY nicht unbedingt erwartet hätte. Sicher, auch die vorigen Alben haben eine gewisse Prise an Melodie inne gehabt, aber „Spiritual Apocalypse“ geht noch einen Schritt weiter. Neben den für diese Band typisch hämmernden Blast Beats und harten Riffs, gibt es diverse Soli und Melodylines, die eines Chuck Schuldiner würdig wären, oder sogar von einer „normalen“ Heavy-Metal-Band stammen könnten. Ein weiterer Aspekt, der mir sofort aufgefallen ist, ist, dass der Anteil richtig brutaler Parts deutlich zurück genommen worden ist. Stellenweise klingen MONSTROSITY auf dem Album regelrecht Progressiv, ohne aber wirklich in Gefummel abzudriften. Den Titel „Killeralbum“ kann die Scheibe jedenfalls auf keinen Fall erhalten, dazu sind die Parts auf weite Strecken einfach zu harmlos. Vielmehr handelt es sich um gepflegten Death Metal zum in Ruhe anhören.

Zwischen Geballer und Geholze genießt man geile Soli und coole Hooks und zuckt danach mit den Nackenmuskeln zu stampfenden Midtempoparts. Brüllmeister Mike Hrubovcak (VILE, DIVINE RAPTURE) erledigt seinen Job gut, sticht aber aus dem unüberschaubaren Wust aus gleich klingenden Sängern des Genres leider nicht heraus. Schade, etwas mehr Charisma im Gesang hätte diesem Album und dieser Band ohnehin sehr gut getan. Es wird zwar gebrüllt, geschrieen und gewütet, was das Zeug hält; es gibt geile, lang gezogene Schreie und verzerrte Anteile, um Akzente zu setzen. Das klappt auch alles wunderbar, aber die Stimme an sich hat keinen eigenständigen Klang. Einen David Vincent (MORBID ANGEL), Glen Benton (DEICIDE) oder Corpsegrinder (CANNIBAL CORPSE, Ex-MONSTROSITY) erkennt man aufgrund der Stimme nahezu sofort, und genau das ist es, was MONSTROSITY noch fehlt.

Erinnert man sich an die ersten beiden Glanztaten MONSTROSITYs, „Imperial Doom“ und besonders den Überhammer „Millennium“, wird einem sofort warm ums Herz. Hört man „Spiritual Apocalypse“, denke ich an ein richtig gutes Album, das zwar deutlich über dem qualitativen Schnitt derzeitiger Veröffentlichungen im Genre Death Metal liegt, trotzdem aber nicht das Zeug zum unausweichlichen Hammer hat.

MONSTROSITY vereinen auf „Spiritual Apocalypse“ Virtuosität und Fingerspitzengefühl. Sie verstehen ihr Handwerk ganz klar und gehören definitiv zu den ganz Großen, auch wenn sie diesen Status öffentlich nie wirklich zugesprochen bekamen. Gastspiele von, unter anderem, Kelly Shaefer (ATHEIST), Matt LaPorte (JON OLIVIAS PAIN, CIRCLE II CIRCLE) und John Zahner (SAVATAGE, CRIMSON GLORY) unterstreichen diese Aussage.

Mit „Spiritual Apocalypse“ zeigen MONSTROSITY allen, wie guter Death Metal ohne irgendwelchen anderen Schnickschnack im Sound zu klingen hat. Hier gibt es vollkommen core- und hüpffrei einen auf die Glocke. Gut so!

05.04.2007
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