Monstrosity - The Passage of Existence

Review

Grafik Soundcheck Platz 7

MONSTROSITY waren noch nie dafür bekannt, Musik am Fließband zu produzieren. Dies fing schon zu Beginn ihrer Karriere an, als nach ihrem Debüt „Imperial Doom“ knapp vier Jahre vergingen, bis der Nachfolger „Millennium“ erschien. Damals hatte der komplette Rest der Band – darunter auch Sänger George „Corpsegrinder“ Fisher, der danach Karriere bei CANNIBAL CORPSE machte – Schlagzeuger Lee Harrison sitzen lassen.

Für MONSTROSITY bedeutete diese Pause, dass die Band sich nie derart etablieren konnte wie andere Todesblei-Kapellen. Denn 1996, als „Millennium“ schließlich erschien, hatte der Death Metal seinen Zenit bereits überschritten, weswegen der Zweitling zwar Anklang bei den Kritikern fand, sich aber nur mäßig gut verkaufte. Ins Line-Up der Band kam danach lange Zeit keine Ruhe, sodass es immer einige Jahre dauerte, bis ein neues Album erschien.

„The Passage of Existence“ – gut Ding will Weile haben.

Darum verwundert es, dass es dieses Mal satte elf Jahre gedauert hat, bis der Nachfolger zu „Spiritual Apocalypse“ fertig war. Denn am Line-Up hat sich seit acht Jahren nichts mehr verändert. Doch natürlich sollte man nicht überstürzt urteilen. Die Band war viel auf Tour und jedes Mitglied von MONSTROSITY hat auch noch in Projekten seine Finger im Spiel. Außerdem will gut Ding laut dem Volksmund Weile haben – und ein gutes Ding, so viel sei an dieser Stelle bereits verraten, ist „The Passage of Existence“ auf jeden Fall geworden.

Anteil daran haben vor allem die beiden Flitzefinger Mark English und Matt Barnes, die dem brutalen Death Metal immer wieder mit melodischen Soli Leben einhauchen. Dass English inzwischen auch von den technisch ebenfalls nicht anspruchslosen DEICIDE verpflichtet wurde, spricht zusätzlich für ihn. Auch Bass und Schlagzeug bewegen sich auf dem hohen Niveau, das für gestandene Florida-Death-Metal-Bands üblich ist. Von diesem instrumentalen Können umgeben, liefert Sänger Mike Hrubovcak eine solide Leistung ab. Seine Vocals sind zwar auf die Dauer etwas eintönig, aber eben auch nicht die Hauptattraktion auf „The Passage of Existence“.

MONSTROSITY gelingt, dass zwischen den Einzelleistungen der Musiker auch die einzelnen Songs erkennbar bleiben. Zwar braucht das Album ein bisschen um zu zünden, wirkliche Filler-Songs sind aber nicht zu finden. Eher liegt die Unzugänglichkeit daran, dass technisch versierter Todesstahl von Natur aus etwas sperrig wirkt. Wenn man sich auf „The Passage to Existence“ einlässt, belohnt einen das Album aber vor allem in der zweiten Hälfte mit musikalischen Leckerbissen wie „The Proselygeist“ oder dem knackigen „Century“.

MONSTROSITY setzen ein beachtliches Ausrufezeichen.

An der Produktion gibt es ebenfalls nicht viel zu meckern. Manchmal wirken jedoch ausgerechnet die filigranen Soli etwas unnatürlich über den Song gelegt. Dies mag daran liegen, dass die Aufnahmen an drei verschiedenen Orten in Florida stattfanden. Das Schlagzeug wurde bei Jason Suecof in den Audiohammer Studios eingespielt, die Saiteninstrumente im Ascension Sound in Tampa und die Vocals schließlich in den Redneck Studios von OBITUARY. Produzent Mark Lewis hat die einzelnen Teile zusammengefügt und ihnen einen ansonsten sehr guten Mix verpasst.

„The Passage of Existence“ ist ein beachtliches Ausrufezeichen, das MONSTROSITY einen neuen Impuls geben kann. Zwar rauscht das Oberklasse-Geknüppel manchmal an einem vorbei, fordert mit herausragenden Momenten aber immer wieder nach Aufmerksamkeit. Das Album kann also manchmal etwas anstrengend sein, belohnt den Zuhörer aber auch mit erstklassigen Momenten.

09.09.2018
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