My Dying Bride - A Line Of Deathless Kings

Review

Das Warten hat ein Ende, mit „A Line Of Deathless Kings“ steht das mittlerweile neunte Studioalbum der Kultband in gut 16 Jahren an. Eigentlich eine mehr als ordentliche Leistung, hält man sich vor Augen, dass viele Bands in weit größerem Abstand qualitativ ungleich schlechtere Scheiben an den Fan bringen wollen.
Trotzdem ist es für die Fanschaft immer wieder ein qualvoller Weg von der ersten Ankündigung des neuen Materials bis zum letztendlichen Release. Speziell im Falle MY DYING BRIDE gleicht jede Scheibe einem Überraschungsei, denn zu oft hat man auf raffinierte Art und Weise den eignen Sound neu erfunden ohne dabei die Wurzeln wirklich zu verlieren.
„A Line Of Deathless Kings“ macht da abermals keine Ausnahme und bricht in weiten Teilen mit teils selbst auferlegten Dogmen der letzten Jahre. War noch bei „Songs Of Darkness, Words Of Light“ ein deutlicher Hang zu verhältnismäßig opulenten Klängen auszumachen, wurde die Instrumentalisierung auf dem aktuellen Longplayer deutlich zurückgenommen.
Teilweise fast spartanisch wirken die Riffragmente, die sich durch die Songs ziehen, ohne aber in den entscheidenden Momenten die der Band ureigene bedrückende Vehemenz vermissen zu lassen.
Eben dieser Minimalismus weckt in manchen Teilen Erinnerungen an das wohl bedeutendste Werk „The Angel And The Dark River“. Zum ersten Mal darf man es aber auch wagen Pop, wenn auch nur im Entferntesten, in Verbindung mit MY DYING DYING BRIDE zu bringen. Das liegt weniger am Spiel der Instrumente, sondern vielmehr an der Sangesleistung von Aaron Stainthorpe.
Schon beim ersten Song infiltriert der Sänger den Hörer mit weichen Gesangspassagen voller Melodie, wie sie in dieser Form noch nie zu hören waren und auch im ersten Moment befremdlich wirken. Eben dieser leicht poppige Faktor vermischt sich im Zusammenspiel mit den sonst tonnenschweren Gitarren zu einer Melange, die kontrastreicher kaum sein könnte. Aaron breitet seinen einstigen hypnotischen Sprechgesang in Form eines minuziös geflochtenen Gesangsteppichs aus.
Trotzdem mischen sich hier und da die todesmetallischen Urlaute in die untypisch progressiv arrangierten Stücke. Neu ist auch, dass der Gesang zentraler denn je wirkt und königlich erhaben seine beschwichtigende Hand über den endzeitlichen Unterbau ausbreitet.
MY DYING BRIDE sind zurück und trotz der anfänglich zu vermutenden Gleichförmigkeit vielleicht variabler denn je. „A Line Of Deathless Kings“ ist beileibe kein Werk, dass sich in den ersten Durchläufen erschließt und manchem Fan sogar die Sorgenfalten ins Gesicht zimmern dürfte. Bei intensiver Beschäftigung entpuppt sich der Silberling als wahrer Rohdiamant, der alte Trademarks aufgreift, behutsam formt und modernisiert, aber erst durch die Interpretation jedes einzelnen Hörers zu voller Brillanz findet. „A Line Of Deathless Kings“ schmerzt, fordert und berauscht zugleich. Pflicht!

29.09.2006
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