My Dying Bride - 34.788%... Complete

Review

Galerie mit 32 Bildern: My Dying Bride - Eindhoven Metal Meeting 2022

Juchuh, die sterbende Braut ist zurück! Packt eure Taschentücher und Stricke raus, denn jetzt gibt es Melancholie und Suizidverlangen pur! Doch oh Schreck! Der erste Schock lä&szligl;t die Hoffnungen auf einen fröhlichen Selbstmord schnell sinken: Geiger Martin Powell hat die Band verlassen! Und kein Ersatz! MY DYING BRIDE ohne Geige??? Das geht nicht! schreit alles in mir und sehnsüchtig wende ich den Blick auf meine geladene Schrotflinte…

Hat man da wirklich noch einen Grund weiterzuleben? Die Geige, fast schon Hauptelement der Musik der Briten, ist für mich unverzichtbar im Soundwall dieser Gothic Doom Götter. Sicherlich werden es die Jungs geschafft haben, dieses schier unüberwindliche Probleme zu lösen. Oder nicht?

Ich bin mir da nicht so sicher. Zum einen sollte man es vermeiden MY DYING BRIDE nur auf die genialen Geigenparts zu reduzieren, schlie&szligl;lich sind noch mehr begnadete Musiker und Köpfe an dieser Band beteiligt. Aber schon das Cover gibt zum grübeln Anlass: Bisher haftete an alle My Dying Brind Covern etwas subtiles, sinistres, das man nicht recht ausdrücken konnte. Düster ohne in gro&szligl;en Lettern „Vorsicht! Ulradunkel“ „dezent“ das Kommende anzukündigen, versprühten sie schon immer den Geist der Band. Doch jetzt? Ein modern wirkender Schrftzug, viele Computergraphiken, wie das ja jetzt in ist, aussagelos, überflüssig. Die neuen My Dying Bride, das will man uns wohl sagen; Für mich steht da: „Achtung! Wir versuchen uns krampfhaft weiterzuentwickeln“.
Weiterentwicklung. Das sollte eigentlich nichts schlechtes sein. Ohne die sind schon viele Bands verendet, aber viele haben auch unter diesem Deckmantel teils zwiespältige, teils völlig belanglose Platten herausgebracht. Sind MY DYING BRIDE jetzt etwa banal, kommerziell, überflüssig, tot? Ich stelle zuviele Fragen, ich sollte endlich Antworten geben.

Das kann ich aber nicht. Jeder wird diese Platte anders aufnehmen. Die typischen Trademarks (abgesehen von der nicht mehr vorhandenen Geige) sind zumindest alle da: Die fetten melodischen Gitarrenriffs, die nur langsam zu erfassenden genialen Melodiebögen, Aarons Heulvocals, die soviel Trauer versprühen, da&szligl; man am liebsten mitheulen würde. Keyboards, die die ganze Atmosphäre unterstreichen und mal als ganzes, alles hinwegspülendes Orchester auftreten, oder sich dezent im Hintergrund halten und sich mit ihrer Beobachterrolle abgeben. Aber etwas ist anders. Das ganze Feeling, die Atmosphäre ist einfach nicht mehr MY DYING BRIDE. Eine neue Ära hat begonnen. Zurück zu den Anfängen, als man experimentiert, aber auf einem anderen Level, Samples, Drum`n`Bass, Stimmeffekte – man hat sich geöffnet und beschreitet neue Gebiete.

Somit stehe ich immer noch fassungslos vor dieser CD. Es ist wohl eine der gelungsten, aber auch gleichzeitig eine der enttäuschensten Platten des Jahres. Ich soll also diese CD nun in einer Zahl von null bis zehn zusammenfassen – ich kann es nicht! Mir ist es nicht möglich, meine Gefühle, Euphorie wie auch Enttäuschung über diese Platte zu kanalisieren und dieser Platte nun ein gut oder schlecht zu attestieren. Ich frage mich ob diese Begriffe für diese Band überhaupt noch ziehen oder relevant sind. Egal wie, ich denke jeder sollte herausfinden, was er denn nun hiervon hält. Alte Fans könnte es schwer vor den Kopf sto&szligl;en, bisher noch unbedarfte Hörer werden hier ein Juwel entdecken. Ich aber werde diese Platte wohl noch tausendmal hören müssen, eh ich ein Urteil abgeben kann, falls mir das je möglich sein wird. Ein Teil von mir wird aber immer wissen, da&szligl; der Verlust der „alten“ MY DYING BRIDE nicht mit dieser Platte aufzuwiegen sein wird und ich wohl die nächsten Releases von MY DYING BRIDE und ANATHEMA abwarten mu&szligl;. Erstere CD, weil sie zeigen wird, wie der weitere Weg aussieht, zweitere weil dort jetzt Ex-Geiger Martin Powell aktiv ist und vielleicht einen Teil seines Erbes retten konnte.
Also leg ich doch den Strick beiseite, entlade die Knarre und stell die Pillen zurück in den Schrank – erst mal abwarten was dann noch so alles passiert…

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24.11.1998

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