My Dying Bride - Evinta

Review

20 Jahre MY DYING BRIDE. Das bedeutet natürlich, dass sich die Band etwas Besonderes hat einfallen lassen. Die Idee, einige Melodien, Strukturen und Thematiken von frühen Songs in ein neues, klassisches Gewand zu verpacken und frisch zu interpretieren, schwelte seit nunmehr 15 Jahren in den Köpfen der Musiker. In Form des Doppelalbums „Evinta“ manifestiert sich nun diese Idee und zeigt die Band in einem recht ungewohnten aber auch sehr überzeugenden Licht, das sicherlich kaum jemand so von ihr erwartet hätte.

„Evinta“, auf dem die Band von der französischen Soprano-Opernsängerin Lucie Roche sowie einigen klassischen Musikern unterstützt wird, ist wie die dunkle Reinkarnation alter MY-DYING-BRIDE-Klassiker. Düster, sehr getragen und völlig Metal-fremd wird hier agiert und dabei eine eher Ambient-artige Atmosphäre geschaffen. Den Begriff „Klassik“ würde ich persönlich nur am Rande benutzen, denn wie traditionelle klassische Kompositionen klingen die Stücke auf vorliegendem Album meines Erachtens nicht.

Die kompletten Arrangements wurden zusammen mit Johnny Maudling, bekannt für seine Arbeit mit BAL SAGOTH, entwickelt und eindrucksvoll umgesetzt. „Evinta“ klingt wie Trauermusik zum Tode eines geliebten Menschen, mindestens aber wie der Soundtrack für die tiefste Depression eines Suizidgefährdeten, wie der Übergang in eine andere Welt. Dennoch klingt das Album irgendwie auch schön und erhaben, sanft, melancholisch und ergreifend.

MY DYING BRIDE hätten nichts Besseres machen können, als sämtliche Metal-Elemente bei den Neuinterpretationen außen vor zu lassen. Auch der ansonsten sehr weinerliche Gesang von Aaron Stainthorpe, der normalerweise sicherlich nicht jedermanns Sache ist, beschränkt sich hier weitestgehend auf gesprochene Passagen und unterstreicht somit perfekt die schwebend düstere Stimmung der Musik. „Evinta“ ist der Soundtrack zur Verdunklung des Himmels. Wenn die Apokalypse ruft, ist „Evinta“ nicht weit. Musikalische Schönheit wurde selten so eindrucksvoll präsentiert. Hinlegen und genießen.

17.06.2011
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