Naglfar - Téras

Review

Verdächtig lange war es still um NAGLFAR. Zu still für meinen Geschmack, schließlich schätze ich den starken Black Metal der Nordschweden seit ihrem Debütalbum „Vittra“ sehr. Mittlerweile zum Trio geschrumpft, haut die Truppe nun endlich mit „Téras“ den Album-Nachfolger zum 2007er „Harvest“ raus.

Mit diesem knüpfen die drei Wölfe aus Umeå spieltechnisch an ihre bisherigen Werke an. Ihre ureigene Formel beständig runter predigend, verknüpfen NAGLFAR wie gewohnt rauen Black Metal mit dem besten, was der melodische Death Metal zu bieten hat, und stehen dabei einmal mehr für frostig-sägende Harmonien, starke, epische Melodien, kurze atmosphärische Intermezzi, jeweils vom Gespann Norman/Nilsson, sowie giftige Screams von Kristoffer. Dabei pendeln die Nordlichter stets zwischen präziser, tosend nordischer Raserei („Pale Horse“) und eingängigem, dennoch kraftvoll rockendem Doublebass-Midtempo („Bring Out Your Dead“) bis hin zu bombastisch-doomiger Schlepperei („Téras“). Die fulminant abwechslungsreiche Schlagzeugarbeit verichtete dieses Mal Sessionmitglied Dirk Verbeuren, bekannt von SOILWORK und SCARVE, welcher den neuen Hymnen einen teils abgefahrenen Groove verpasste. „Téras“ präsentiert NAGLFAR wieder einmal in Höchstform, packender als mit „Harvest“, mit technischer Schlagkraft und durchgehend hochqualitativen Stücken, wenngleich mit „Bring Out Your Dead“, unschlagbar in Sachen Eingängigkeit und Hooks, das episch wuchtige „The Monolith“ mit seinem majestätischen BATHORY Einschlag, der gnadenlosen Black-Metal-Keule „Pale Horse“ und dem ausgefeilt komplexen Heavy-Epos „The Dying Flame Of Existence“ mit seinen gigantischen Melodien und eingestreuten Chören vier absolute Perlen auf dem Album vertreten sind, welche die anderen Stücke doch überragen.

So wirkt „Téras“ klassisch, wohltuend vertraut wie ein guter alter Whiskey, und doch nach all den Jahren Abstinenz  doch so herrlich erfrischend wie ein frischgezapftes Pils. NAGLFAR untermauern wieder einmal eindrucksvoll, dass sie neben WATAIN die einzigen ernsthaften Erben der mächtigen DISSECTION sind.

15.03.2012

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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