
Die schwedischen NATTRADIO sind eine noch junge Band und veröffentlichen mit „The Longest Night“ ihr erst zweites Studioalbum. Wie Band- und Albumname vorwegnehmen, dreht sich alles um das Thema Nacht. Die neun Stücke wurden zwischen 1:00 Uhr und 5:00 Uhr nachts geschrieben und aufgenommen. Hörer:innen sind dazu angehalten, sich die Platte ebenfalls in den dunkelsten Nachstunden zu Gemüte zu führen. Stilistisch lassen sich NATTRADIO mit einem Wort beschreiben: KATATONIA. Vor allem die Stimme von Sänger Martin Boman klingt stellenweise so stark nach Jonas Renkse, dass man zur Sicherheit nachschaut, ob es nicht doch ein Nebenprojekt von eben jenem ist. Die Musik dann ebenfalls in dem Maße ähnlich klingen zu lassen, hat Methode.
„The Longest Night“ birgt einige Highlights
Doch auch andere Einflüsse sind auf „The Longest Night“ zu hören. Ein wenig SWALLOW THE SUN hier, ein bisschen TYPE O NEGATIVE dort und ganz am Ende noch etwas 2000er PARADISE LOST – insgesamt ein guter Mix. Los geht es doomig mit „Shadow Speaker“. Man könnte von einem Doom- oder auch Death-Doom-Album ausgehen, bis schließlich der typische KATATONIA-Sound Einzug hält. Dieser verstärkt sich im darauffolgenden „Sketches From The Dark“. Objektiv betrachtet passiert hier nicht viel, doch das stimmungsvolle Stück überzeugt trotzdem. Die wirklich starken Tracks „Alright For Now“, „Dark Streets“ und „Shifting Baseline“ liegen in der Albummitte.
NATTRADIO channeln ihre Vorbilder gekonnt
Trotz der verschiedenen Einflüsse hat man über die Gesamtlaufzeit meist das Gefühl, einem KATATONIA-Album zu lauschen. Das ist nicht prinzipiell schlecht, doch in diesem extremen Fall wäre mehr Eigenständigkeit wünschenswert, besonders angesichts der Qualität des Originals. Ein kleiner Abzug wird also fällig. NATTRADIO punkten trotzdem, denn sie liefern ein abwechslungsreiches Hörerlebnis mit Nostalgiefaktor. Sie erfinden das Rad zwar nicht neu, channeln ihre Vorbilder aber gekonnt. Sie erzeugen eine melancholische und dabei verträumte Grundstimmung, die sie im passenden Moment aufbrechen. Kritik gibt es dagegen für einige Schnitzer, wie beispielsweise das Interlude „All For You“, das zum Skippen animiert, und den Einsatz gesprochener Einspieler, die nicht so recht wirken wollen.

Nattradio - The Longest Night
Angela





























Katatonia, Type O, na da bin ich dabei und hab die LP bestellt. 🙂