Nidingr - Greatest Of Deceivers

Review

Nachdem vor zwei Jahren „Wolf-Father“, das letzte Lebenszeichen von NIDINGR und eher Mini- als Vollzeitalbum, von mir mehr Schelte als Lob geerntet hat, scheinen die Norweger mit dem neuen Album „Greatest Of Deceivers“ einiges gut machen zu wollen. Nicht bei mir, natürlich. Und nicht nur, dass mit Øyvind Myrvoll mittlerweile ein Trommeldrescher an Bord ist, der seinem Vorgänger Hellhammer mühelos das Wasser reichen kann. Insgesamt ist das zweite vollwertige NIDINGR-Album wesentlich durchdachter, ambitionierter und damit kein halbgarer Schnellschuss.

Wenn man sich an die sehr seltsame, zwar absolut organische, aber auch verschrobene und auffällig dumpfe Produktion gewöhnt hat, offenbart „Greatest Of Deceivers“ ein paar wirkliche Highlights. Aus der insgesamt erfreulich homogenen Songauswahl stechen neben dem programmatisch angelegten Opener und Titelsong vor allem Stücke aus der Schlussphase des Albums heraus. Da wäre vor allem das unheimlich groovige „The Worm Is Crowned“ zu nennen, das einen schrägen Vibe irgendwo zwischen VIRUS‘ „The Black Flux“ und SATYRICONs „Rebel Extravaganza“ versprüht – was auch an der unglaublich guten letzten Minute liegt, in der ULVERs Christoffer Rygg einen starken Gastauftritt hat. Das ist groß! Überhaupt reißt die letzte Viertelstunde des Albums mit Songs wie „Pure Pale Gold“ und „Mother Of Abominations“ die Platte nach einer eher schwachen Mittelphase wieder deutlich in den Habenbereich. Die interessant anzuhörende Mixtur aus groovigen, fast Death Metal-artig wirkenden Riffs, proggigem Schlagzeug, ultrafiesen Shredparts, auf der Gitarre wahnsinnig zerlegten Disharmonien und jazzigen Interludien macht jedenfalls mächtig was her.

Teloch, sonst vor allem als Sessiongitarrist für die halbe norwegische Black Metal-Szene (u.a. GOD SEED, MAYHEM, GORGOROTH, OV HELL usw.) bekannt und als Mitglied der großartigen THE KONSORTIUM eher nicht bekannt, zeigt mit „Greatest Of Deceivers“, dass er auch als schaffender Künstler erfolgreich ist und stilistisch Einflüsse seiner anderen Betätigungsfelder aufnehmen und gleichzeitig etwas durchaus sehr Eigenes bauen kann. Das resultiert in einem sehr anspruchsvollen Album, das kreatives Songwriting, hervorragende instrumentale Fähigkeiten (fantastische Bassarbeit übrigens: Blargh von DHG) und ein gereiftes Verständnis von Black Metal unter einen Hut bringt. Das ist nicht zehn Stücke über gleich gut gelungen, aber trotzdem hörenswert.

10.11.2012
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