Orden Ogan - Testimonium A.D.

Review

Hach, so ein Schreiberlingsjob ist doch etwas Wunderbares. Sogar als popeliger Online-Redakteur bekommt man hier und da mal eine CD zugesteckt und manchmal…ja, machmal erwischt man sogar eine richtige Perle. So geschehen bei „Testimonium A.D.“, der zweiten vollwertigen und von Hellion Rec. vertriebenen Eigenproduktion von ORDEN OGAN. Was das Sextett hier in seinem Kloster zusammengebraut hat, hat absolutes Major-Niveau. Angefangen bei der hochwertigen Aufmachung mit einem hübschen 16-seitigen Booklet über die wohl akzentuierte Produktion bis hin zum Wichtigsten, dem Songmaterial, passt alles. Grob umrissen spielen die Sauerländer eine Mixtur aus Irish Folk, Mittelaltereinflüssen und episch-bombastischem Fantasy Metal der Marke BLIND GUARDIAN, ohne jedoch in deren Gigantomanie zu verfallen. ORDEN OGAN konzentrieren sich auf das Wesentliche, wodurch sie eine immens hohe Effizienz erreichen. Kein Keyboardarrangement wirkt übermäßig aufgeblasen, kein Flötenspiel an der falschen Stelle platziert und kein Violinenpart aufgesetzt stimmungserzeugend. Ihr Songwritingstil strahlt Sicherheit, keine Verkrampftheit und ein Bewusstsein für die eigenen Stärken aus. So jongliert man mit einer Lockerheit zwischen keyboardgetragener Mönchsmystik mit Gregorianik-Touch (Titeltrack), ruhig-atmosphärischen Akustikstücken („Moods“), grandiosen Gitarrenmelodien („Y, U, Id Ant My“), pfeilschnell-treibendem Power Metal („Ethereal Ocean“), verträumter Balladenhaftigkeit („The Step Away“) und echten Gänsehautrefrains („Angels War“), dass andere Kapellen von ICED EARTH bis RHAPSODY höllisch wachsam sein sollten ob dieser deutschen Undergroundhoffnung. Selten nämlich habe ich es in letzter Zeit erlebt, dass es eine Formation, die in die beschriebene musikalische Kerbe schlägt, geschafft hat, die transportierte Atmosphäre dermaßen greifbar zu machen, ohne abgedroschene, kitschige oder platt-plakative Stilmittel zu benutzen. Das einzige, was man ORDEN OGAN böswillig ankreiden könnte, wäre die Überlänge mancher Tracks. Hier hätte es die eine oder andere Repeat-Schleife weniger auch getan. Aber zum Glück wird ja nur absolut niveauvolle Musik wiederholt. „Testimonium A.D.“ – eine unerwartete Überraschung, für die ORDEN OGAN wahrlich einen Orden verdient haben. Fans von stimmungsvollem Power Metal, reich an weit gesäten Einflüssen, bitte zugreifen!

07.04.2004
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