Pharaoh - The Powers That Be

Review

Neun Jahre sind vergangen, seit PHARAOH den Untergrund mit dem progressiven “Bury The Light” beglückten. Während andere Bands in der gleichen Zeit schon zwei Auflösungen und vier Reunions bekanntgegeben hätten und wieder andere einfach klandestin in der Versenkung verschwunden wären, machen PHARAOH buchstäblich weiter, als wäre nichts geschehen. “The Powers That Be” schließt genau beim Vorgänger an und stellt die sinnvollste Form nachvollziehbarer Weiterentwicklung dar.

Genug der schnarchigen Einleitungen. Kommen wir zur Sache. Denn was hier an Edelmetall aufbereitet wird, schaffen selbst die Global Player dieses noblen Handwerks eher selten.

PHARAOH keepin’ things true.

Die läppischen neun Jahre dürften dem Philly-Quartett um Tim Aymar (ex-CONTROL-DENIED) und Chris Black (HIGH SPIRITS, DAWNBRINGER, ex-NACHMYSTIUM) kaum weh getan haben. Erstens sind PHARAOH sowieso nie eine Band gewesen, die von der Musik leben wollte und daher omnipräsent sein musste. Zweitens hat die Band eine höchst eingeschworene Schar Fans, die Qualität grundsätzlich über Quantität wertschätzen wird und drittens dürfte in bestimmten Kreisen allein der Name Chris Black ein Buzzword für hochwertigen, oft kauzigen Underground Metal sein.

Doch nicht nur der umtriebige Multiinstrumentalist, der bei PHARAOH als Drummer und Textchef fungiert, katapultiert “The Powers That Be” in olympische Sphären. Die Band ist großartig aufeinander eingespielt wie ehedem und zum ersten Mal in ihrer Karriere richtig gut produziert. Auf den vergangenen Alben war der etwas pappige Drumsound immer ein kleiner Schönheitsfehler. Das konnte auf diesem Album zum Glück behoben werden und so klingt “The Powers That Be” im Mix sehr homogen.

Nein, PHARAOH ist die Summe aus vier großartigen Musikern und gleichberechtigten Songwritern. Das Besondere an dieser Band ist ihr Vermögen, so unterschiedliche Stücke wie den mit furiosen Breaks ausgestatteten Opener und Titelsong, die herrlich minimalistische Gänsehaut-Ballade “Waiting To Drown” und den Ohrwurm “Will We Rise” auf einer Platte zu haben und dennoch kohärent zu klingen. Selbst die überdeutliche, aber liebenswerte RUNNING-WILD-Hommage “Freedom” fügt sich ausgezeichnet in ein Album ein, das mit den dramatischen Nummern “Dying Sun” und “I Can Hear Them” ausladend abschließt.

“The Powers That Be” – Ein weiterer Band-Meilenstein …

Dabei wurden die Highlights des Albums trotz allen Lobes noch gar nicht genannt. Das unter die Haut gehende “Lost In The Waves” ist die Essenz eines erstklassigen PHARAOH-Songs und hätte locker auf dem 2006er-Überalbum “The Longest Night” stehen können. “Ride Us To Hell” hingegen ist überraschend ruppig ausgefallen und wartet mit dem vielleicht schmissigsten Matt-Johnsen-Riff in der Geschichte von PHARAOH auf.

Apropos Johnsen: Es ist unfassbar, dass dieser fantastische Musiker nicht häufiger in den Bestenlisten der zeitgenössischen Gitarrenvirtuosen auftaucht. Ob allein oder im Team mit den Gästen Daniel “Chewy” Mongrain (VOIVOD, ex-MARTYR) im Titelsong beziehungsweise Jim Dofka (“Ride Us To Hell”) – Johnsen rifft und soliert wie eine Mischung aus Andy LaRocque, Chuck Schuldiner und Criss Oliva in besten Tagen und drückt dem gesamten Material seinen unverwechselbaren Stempel auf.

… wenn nicht gar der bisherige Höhepunkt.

PHARAOH haben es geschafft, dem momentan eher untrendigen US Power Metal neues Leben einzuhauchen und ihn um ein großartiges Album zu bereichern, das gewiss auch in der Langzeitwirkung überzeugen wird. Seit dem bereits erwähnten “The Longest Night” ist dem Quartett kein Wurf dieser Größe gelungen, obwohl alle PHARAOH-Alben überragend sind. “The Powers That Be” enthält die besten Zutaten von JAG PANZER, CONTROL DENIED, WITHERFALL oder NEVERMORE und wird alle US-Metal-Fans trotz des gewöhnungsbedürftigen Artworks glücklich machen.

11.06.2021

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

Exit mobile version