Reactory - High On Radiation

Review

Vor knapp vier Jahren ging es erst los bei REACTORY, die noch im Gründungsjahr ihr profan betiteltes Demo („Demo“) stilecht als Kassette herausgebracht haben. Letztes Jahr hat eine EP den Tod durch Thrash verkündet und deutlich gemacht, dass der Thrash Metal selbst keinesfalls tot ist. Da die Berliner jede Veröffentlichung mit neuen Songs bestückt und einige Shows, auch europaweit, gespielt haben, waren irgendwann genug gute Gründe vorhanden, um das Debütalbum anzugehen. Also ging es mit reichlich scharfer Munition ins Gernhart Studio in Troisdorf bei Köln, und das Ergebnis liegt in Form von „High On Radiation“ vor. Rein ins radioaktive Vergnügen!

Das erste Riff lässt die Stirn runzeln, weil es nach ersten Gehversuchen mit der Metal-Gitarre klingt. Gut, dass die Explosion nicht lange auf sich warten lässt. Als roher Thrash Metal mit 80er-Flair, wurde die Musik von REACTORY in bester Promo-Manier beschrieben, nur „schneller und aggressiver“. Roh: ja. 80er-Flair: definitiv. Die beiden Superlative würde ich in abgeschwächter Form unterschreiben, denn schnell und aggressiv ist das Material allemal. „High On Radiation“ rauscht wie ein Schnellzug durch die Gehörtunnel, und obwohl die Fahrt nach hinten raus etwas eintönig wird, macht die Geschwindigkeit schon mächtig Eindruck. Ein bisschen Abwechslung im Riffing, es dürfen ja gern Momente bleiben, wie in „ABC Warefare“ (und selbst hier muss man noch von gehobenem Midtempo sprechen), hätten dem Album aber gut getan. Da wirkt es beinahe verstörend, dass „Orbit Of Theia“ so gemächlich beginnt – scheinbar nur ein kleiner technischer Fehler, denn nach dem kurzen Part wird die Hochgeschwindigkeitsfahrt wieder aufgenommen.

REACTORY bieten dem Thrash-Fan ein extrem gelungenes Debüt, das die Kaufempfehlung deutlich im Visier hatte, aber aufgrund der Eile knapp an ihr vorbeigerauscht ist. Für alle, die sich eine musikalische Orientierung wünschen: „High On Radiation“ erinnert stark an den WARBRINGER-Erstling „War Without End“, sowohl von der instrumentalen Ausrichtung als auch vom Klang her. Ich verkneife mir mal weitere Parallelen zu den Helden der deutschen Thrash-Szene, die REACTORY selbst mit Sicherheit oft genug als Inspiration nennen. Die Berliner feuern ganz eigenständig kreative Riffs und sollten dementsprechend auch als autozentrierte Band wahrgenommen werden.

26.09.2014
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