SeelenWalzer - SeelenWalzer

Review

Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix. Und RICHTHOFEN heißen jetzt SEELENWALZER wie ihr Debütalbum und veröffentlichen dieses unter dem neuen Namen nach 22 Jahren erneut, denn manchmal können Interviews förderlich für die Bandkarriere sein, manchmal können sie aber auch dazu beitragen, dass es schnell wieder vorbei ist. Aber der Reihe nach.

Hinter SEELENWALZER stecken RICHTHOFEN

1997, die erste Welle der Neuen Deutschen Härte hat seit 1995 mit RAMMSTEIN und ihrem Album „Herzeleid“ die Metalszene in Deutschland fest im Griff. Den Berlinern gelingt sogar das Kunststück, ein Jahr ohne Pause in den Top 100 der Albumcharts vertreten zu sein. OOMPH! haben schon vier Alben draußen und MEGAHERZ stehen kurz vor der Veröffentlichung ihres Debüts. In Hamburg tun sich Dirk Weiß (ehemaliger und jetzt wieder aktueller Sänger von WARPATH) und Andy Classen (ex-Gitarrist von HOLY MOSES) zusammen und stampfen mit Gastmusikern RICHTHOFEN aus der Erde. Im allgemeinen Trend der Zeit, mit den Namen der Musiker und weil auch noch Alben verkauft werden, ist es für die Bandleader ein Leichtes, einen Vertrag bei GUN Records zu bekommen, die dann ab dem 26. Mai 1997 mehr als 20.000 Exemplare von „Seelenwalzer“ verkaufen werden.

„SeelenWalzer“ ist anders als 90% der Neue Deutsche Härte-Alben. Wo RAMMSTEIN und andere jedenfalls zu Beginn der Karriere den simplen Links-Rechts-Marschrhythmus für sich entdeckt haben, ist bei RICHTHOFEN von Anfang an parallel dazu die Riffdichte aus dem Thrash Metal sehr hoch. Vor allem ist „SeelenWalzer“ aber durch Dirk „Digger“ Weiß‘ Gesang sowas wie der psychopathische Bruder der Neuen Deutschen Härte: Dirk singt, knurrt, brüllt und grunzt. Kurz: Er setzt das komplette stimmliche Spektrum ein. Die Band erschafft auf ihrem Debüt eine morbide Grundstimmung und wie es bei allen Alben der Neuen Deutschen Härte ist, so polarisiert auch „SeelenWalzer“.

„SeelenWalzer“ ist anders als 90% der Neue Deutsche Härte-Alben

Die Songs von „SeelenWalzer“ können einzeln stehen, und bis auf eine oder zwei Ausnahmen ist die Hitdichte sehr hoch, verbunden sind die Stücke aber mit Samples und Zitaten aus „Schindlers Liste“. Diese Zitate mit dem Bandnamen RICHTHOFEN warfen natürlich einige Fragen auf und besonders die Frage nach dem Bandnamen sollte noch verheerende Folgen haben. In den Interviews zur CD distanzierte man sich ausdrücklich und glaubhaft von jeglichem politischen Extremismus, erwähnte aber auch, dass man sich zwar nichts Besonderes beim Bandnamen gedacht hatte, man sich aber nach Manfred von Richthofen, dem Roten Baron und Jagdflieger im Ersten Weltkrieg, benannt habe. Das wiederum fanden dessen Nachfahren nicht sehr witzig und erzwangen gerichtlich kurz nach der Veröffentlichung der zweiten, eilig auf Druck des Labels hingeschusterten CD eine Umbenennung der Band, worauf diese entnervt das Handtuch warf.

Nach über 20 Jahren haben sich die Musiker hinter RICHTHOFEN jetzt wieder unter dem Namen SEELENWALZER zusammengefunden, im letzten Jahr das neue Album „totgeglaubt“ in Eigenregie veröffentlicht und bringen es jetzt mit Unterstützung von und bei Massacre Records raus. Allerdings ohne Sänger Dirk Weiß, aber das ist eine andere Geschichte.

10.06.2019
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