Sentenced - The Cold White Light

Review

Dass Sentenced anno 2002 keinen Death Metal mehr wie noch zu „Amok“-Zeiten spielen, dürfte mittlerweile auch der letzte Ureinwohner Hintertupfingens mitbekommen haben. Trotzdem werfen die Finnen weiterhin in hübscher Regelmäßigkeit alle zwei Jahre qualitativ absolut hochwertige Ware auf den Markt, wobei mit Sicherheit das 2000er Werk „Crimson“ aufgrund der ihm innewohnenden Ruhe und Balladenhaftigkeit am ehesten die Fans in zwei Lager gespalten hat. Anscheinend wollen die fünf Verurteilten diese Gruppen nun wieder homogenisieren, denn die oben genannten Elemente finden sich auf „The Cold White Light“ ausgeprägt nur noch in der Ballade „Aika Multaa Muistot (Everything Is Nothing)“ wieder. Ansonsten schlägt das Material auf diesem Silberling ganz klar in die Kerbe von „Down“ oder „Frozen“. Die Kraft ist in die Songs zurückgekehrt und heraus kommt dabei in ihrer Schlichtheit ergreifende, zeitlose, aber stets sehr emotionale Musik. Die anfangs unaufdringlichen, aber mit der Zeit immer mehr zupackenden, einen nicht mehr loslassenden Riffs und Melodien der Herren Tenkula und Lopakka, die die Stimmung auflockernden Klavierparts, die dezenten elektronischen Spielereien und Ville Laihialas fesselnde Vocals zusammengenommen ergeben mal melancholische, mal vor Zynismus und schwarzem Humor nur so triefende, bodenständige Songs, die abervor allem immer eines sind: verdammt gut! Tracks wie „Cross My Heart And Hope To Die“ mit seinem unter die Haut gehenden Gänsehautrefrain, die kraftvolle Abgehnummer „Neverlasting“, das coole, relaxte „The Luxury Of A Grave“ oder das absolute Plattenhighlight „Excuse Me While I Kill Myself“ (der kultigste Songtitel der letzten Jahre, oder?) sind Stücke, die durch ihre simple Lockerheit und zielgerichtete Dynamik einfach begeistern, eine Menge Spaß machen und sich unauslöschbar in die Gehörgänge und Gehirnwindungen fräsen. Wenn dann auch noch kein einziges Lied auf „The Cold White Light“ niveaumässig abfällt, kann man nur von einem rundum perfekten Album sprechen. Ohrwurm reiht sich an Killersong reiht sich an Gänsehauthymne. Ich finde wirklich nichts am neuen Werk aus dem Hause Sentenced, was es zu beanstanden gäbe, weswegen dieser Rundling die nächste Zeit keine Konkurrenz in meinem Player zu befürchten hat. Ich bin begeistert! Reinhören ist mehr als Pflicht!

12.05.2002
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