Skálmöld - Baldur

Review

Bereits seit einigen Monaten rotiert „Baldur“, das Debütalbum der isländischen Band SKÁLMÖLD, nun schon in meinem CD-Player, und jetzt, wo das Album endlich über das Label Tutl Records von den Färöern (dort veröffentlichten TÝR ihre ersten beiden CDs) erscheint, ist das immer noch nicht anders. „Baldur“ hat also Dauerbrennerqualitäten, die ich in letzter Zeit kaum bei einer Scheibe entdeckt habe. Erstaunlich eigentlich, denn SKÁLMÖLD gibt es erst seit 2009, und schon ein paar Monate nach der Gründung geht das Sextett auf eigene Kosten ins Studio und zimmert solch ein bärenstarkes Album ein.

Was sind also die besonderen Qualitäten des Albums? Nun, zunächst ist zu sagen, dass SKÁLMÖLD eine erstaunlich schmissige Melange verschiedener Metalstile spielen: Man täte ihnen unrecht, wenn man sie lediglich als Folk-Metal klassifizieren würde. Natürlich gibt es folkige Parts, denn immerhin beginnen der Opener „Heima“ und der Rausschmeißer „Valhöll“ mit Folk-Chören, wie wir es von oben genannten TÝR kennen. Nur gehen SKÁLMÖLD bei weitem nicht so progressiv zu Werke. Ihre Musik ist immer nachvollziehbar und dürfte live ordentlich abgehen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Stücke genügend Melodien beinhalten, speedige Parts, doomige Passagen mit Orgelklängen („Sorg“), Twin-Gitarren-Leads und und und. Da gibt es Songs, die auf einer Folkmelodie aufbauen („Kvaðning“), mitreißende Songs, bei denen man sofort mitgrölen möchte („För“, „Upprisa“) und eher dramatische Stücke („Árás“ und „Hefnd“, bei dem SÓLSTAFIR-Fronter Addi einen Gesangspart übernommen hat).

Nicht nur bei den vielschichtigen Gesangsarrangements merkt man der Band an, dass die einzelnen Mitglieder nicht erst seit gestern Musik machen. Auch sonst machen die Stücke einen ausgereiften Eindruck, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die Texte den Grundregeln der isländischen Poesie entsprechen. Vielleicht ist das ja der Grund dafür, dass die Gesangsphrasierung so flüssig ist und sich so gut anhört (auch wenn man erstmal kein Wort verstehen sollte). Das liegt natürlich nicht zuletzt an Sänger Björgvin Sigurðsson, der eine unvergleichlich und sympathisch rauhe Stimme hat.

Da der Sound der Scheibe gleichermaßen warm wie transparent (einziger Kritikpunkt an der Produktion: Die Leadgitarre liegt ein paar Mal neben der Spur) und die Band bei den Songs ganz vorne mit dabei ist, steht einer uneingeschränkten Empfehlung von „Baldur“ natürlich nichts im Weg. Wer also folkigen Metal mag, der auf metselige Humppa-Klamotten verzichtet und diese durch traditionelles Metal-Riffing sowie ein gutes Stück Epik und Dramatik ersetzt, sollte sich nicht nur den Namen SKÁLMÖLD merken, sondern am besten umgehend auf deren Homepage navigieren und dort „Baldur“ ordern.

02.01.2011

- Dreaming in Red -

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