Slime - Wem gehört die Angst

Review

Was ist jetzt passiert? SLIME sind mit „Wem gehört die Angst“ auf Platz 9 der Deutschen Albumcharts eingestiegen. Ist das jetzt endlich der schon lange prophezeite Ausverkauf? Sind sie jetzt massenkompatibel?

„Wem gehört die Angst“ ist anders.

„Wem gehört die Angst“ braucht viel Zeit um zu wachsen, denn SLIME sind plötzlich weit weg von eingängigen Songs. Sowohl musikalisch als auch von den Texten her merkt man bei der ursprünglich aus Hamburg stammenden Band eine Weiterentwicklung. War „Sich fügen heißt lügen“ von 2012 noch nach vorne drückend und ein Album voller Hymnen zum Straßenkampf, wurde auf „Hier und jetzt“ 2017 experimentiert. Für mich das schwächste Album in der Geschichte der Band. Jetzt ist das dritte Album nach der Reunion wieder ganz anders als die Vorgänger auch als alle anderen Alben der Bandgeschichte.

„Wem gehört die Angst“ ist kein nach vorne drückender Punk, das Album ist musikalisch abwechslungsreich. Von punkigen Stücken über Rockabilly-Gitarrenarbeit bis zu der akustischen Klampfe reicht das Spektrum. Und besonders die Schlagzeugarbeit von Alex Schwers ist sehr abwechslungsreich und prägnant ausgefallen.

SLIME sind keine 16 mehr.

Überraschenderweise sind die Mitglieder der 1979 gegründeten Band keine 16 Jahre mehr alt und dementsprechend haben sich auch die Texte weiterentwickelt. Es kommen keine Parolen mehr wie Anfang der Achtziger, sondern überlegte Texte, die im Vergleich zu „Hier und jetzt“ auch ordentlich niveauvoller ausgefallen sind. „Wem gehört die Angst“, „Wenn wir wollen“ und „Fette Jahre“ haben sich sogar mittlerweile als selbst erfüllende Prophezeiung zu erkennen gegeben. Auch Nici bekommt endlich ihre Zeilen, übernimmt sie doch bei DIE MIMMI’S schon lange Teile des Gesangs.

Mit „Wem gehört die Angst“ haben SLIME es also geschafft sich wieder neu zu erfinden und auch im Jahr 2020 relevant zu sein. Da steckt kein Kalkül dahinter mehr Platten zu verkaufen, die Band hat sich nur weiterentwickelt und das sollte man ihr in den 40 Jahren Bandgeschichte auch zugestehen.

22.03.2020
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