Summoning - Stronghold

Review

(Dass ich den Summoning Review vom 21.5 noch mal überarbeitet habe ist
hoffentlich nicht zu verwirrend. Mein ein wenig voreiliger, zu negativer
Eindruck hat sich in vieler Hinsicht relativiert und der ganze Reiz der Werkes
entfaltet sich ja auch nicht nach lediglich einem Tag.)
Würden sie Dol Goldur und Nightshade Forests noch überragen können? Weit über
zwei Jahre haben sich die beiden österreichischen Visionäre ja Zeit gelassen
(und darin anscheinend das „Herr der Ringe“-Konzept für ausgereizt erklärt).
Selten habe ich ein Werk dermaßen herbeigesehnt, hatten die vorangegangenen drei
Veröffentlichungen mit ihrer ungekannten episch-majestätischen
„Black-Metal“-Atmosphäre doch mehr als einmal in ihre Fantasywelt eingeladen.
Was mir bei der „Fortsetzung“ gleich nach dem phantastischen Artwork und dem wie
gewohnt famos (ebenso die Gesamtspielzeit) einstimmenden Introstück, auffiel,
war die Produktion, die das Ambiente nun gar noch gelungener als bisher
unterstreicht. Neben einer Verbesserung der Rhythmen bzw. einem allgemein
besseren Klang des elektronischen Schlagapparats (der wie zuvor mitunter richtig
mitreißend peitschen kann), ist nun die (E-)Gitarre dem Keyboard nahezu
gleichberechtigt abgemischt, was an Zeiten Minas Morguls erinnert. Die Stücke
wirken somit härter als bisher. Das Keyboardspiel ist nicht mehr so
vielschichtig wie in manch älteren Songs, bildet für mich mit seiner klassischen
Instrumentierung dennoch das beste, „altertümlichste“ was es in dieser
Stilrichtung gibt. Leider findet sich diesmal mit „Where Hope and Daylight die“
ein, für Summoning untypisch, leicht enttäuschendes Stück. Nach einem schwachen
Anfang beginnt plötzlich eine Sängerin(!) vor sich hin zu trällern, was hier
recht gewöhnungsbedürftig klingt und wobei Silenius sich kein einziges mal traut
in das stellenweise fast gothicmäßige Trauerspiel hineinzuschreien. Also nichts
gegen Experimente, aber man sollte dabei vielleicht mehr Distanz und Kritik zum
eignen Schaffen wahren. Immerhin beim Rest erfreuen Silenius traditionell
gewaltige „Schreiorgien“, die sogar auf jedem Stück ein wenig unterschiedlich
und natürlich stets begnadet ausfallen (angesichts einer solcher
Stimmbandleistung sollten wohl all die vielen Möchtegern-Schreihälse ihr Haupt
davor verneigen und auf ewig schweigen). Also ein insgesamt alles andere als
enttäuschendes Album Summonings, das (wenn auch nicht wirklich die Offenbarung,
wie ich sie den Komponisten zugetraut hätte, geworden) tatsächlich an die
grandiosen Ideen alter Zeiten anzuknüpfen vermag und das eigenständig
schlechthin ist. Wo sonst hört man schon solch erhebende, eindrucksvolle
Refrains (wie z.B. im zweiten Stück), denen es wie dem ganzen Opus irgendwie
gelingt, den Hörer auf ergreifende Weise (in eine langvergangne Zeit des
Königtums und der Schlachten) auf die Zinnen einer gewaltigen, hohen Festung zu
versetzen.

26.05.1999
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