Summoning - With Doom We Come

Review

Sie ziehen in die Schlacht – „With Doom We Come“ heißt nach langem Warten endlich das neue Album der Tolkien-Verehrer SUMMONING, die Textzeile stammt aus dem Marsch der Ents in welchem es heißt: „To Isengard with doom we come“. Ein weiteres Mal nehmen uns Protector und Silenius auf eine Reise nach Mittelerde, fünf lange Jahre nach „Old Mornings Dawn“.

Die Gefährten

Das Duo musiziert seit 1993 zusammen und hat als SUMMONING einen völlig eigenständigen Stil erschaffen und dieses Genre grundlegend geprägt. Ursprünglich musikalisch im Black Metal beheimatet, folgte mit dem wegweisenden zweiten Album „Minas Morgul“ der Wechsel zu einem atmosphärischeren Stil, in welchem Keyboards und synthetische Percussion die tragende Rolle spielten und im Black Metal salonfähig machten. Dieses charakteristische Soundbild wurde seither beibehalten und kontinuierlich variiert und weiterentwickelt. Auch am Bandgefüge hat sich, abgesehen von den schwarzmetallischen Anfängen zu Zeiten von „Lugburz“, nie etwas verändert. Protector und Silenius sind seit der musikalischen Kurskorrektur die zwei Gefährten, die uns immer wieder mit ihren Werken, nun auch mit „With Doom We Come“, nach Mittelerde entführen.

Die Rückkehr der Könige

Anhänger von SUMMONING werden sich beim Hören von „With Doom We Come“ gleich wohl fühlen. Protector und Silenius malen wieder ihre gewohnt großepischen, getragen-atmosphärischen Klangwelten in ihren ausschweifenden Songs, die größtenteils dem einmal festgelegten, urtypischen Prinzip folgen. Schwarzmetallisch schroff und höhenlastig sägende, im Hintergrund gehaltene Gitarren und programmierte Percussion bilden die Basis, während vielfältige, pompös-dominante Synthesizer mit digital nachgebildeten epischen Fanfaren (herausragend in „Silvertine“), melancholisches Piano (z. B. in „Mirklands“) Flöten und Hackbrett den melodischen Klangteppich legen. Diese im Vordergrund stehenden Melodien steigern sich hypnotisierend und gleichzeitig mitreißend, erhaben und majestätisch. Zusammen mit dem verhallten, gekrächzten Gesang erschaffen SUMMONING diese dichte Atmosphäre in ihren einzigartigen, geschmackvoll arrangierten Klangwelten, die zwischen kitschbefreitem Pathos und (seltener) Minimalismus wandeln. „With Doom We Come“ beginnt ausnahmsweise ohne Intro, Paukenschläge eröffnen das mysteriöse, tief grollende „Tar-Calion“, lyrisch ein Abgesang auf den letzten König der Insel Númenor. Intensiv sind auch die geheimnisvollen Chöre in der epischen Hymne „Herumor“. Mit ihren zauberhaften Melodien erschaffen SUMMONING ein weiteres Mal eine unvergleichliche Stimmung und lassen vor dem geistigen Auge Bilder und Impressionen entstehen – und das mit eigentlich scheinbar einfachsten, aber kreativ eingesetzten Mitteln unfassbar Bildgewaltig. Die Kompositionen fließen getragen nach althergebrachter Formel so magisch wie eh und je, mach einem mag es monoton vorkommen, die Fans lieben die repetitiven Motive. Da stört auch den alten Anhänger die nach wie vor eher mittelmäßige Produktion nicht, die aber auf „With Doom We Come“ doch ein wenig imposanter, vielschichtiger und nicht mehr so sehr nach 8-Bit wie ihre Alben der Neunziger klingt, ein wenig mehr Dynamik dürfte es aber dennoch sein.

SUMMONING schöpfen erneut mit „With Doom We Come“  aus der reichhaltigen Inspirationsquelle von Tolkiens Fantasy-Literatur und folgen unbeirrt ihrer Vision. Eine fulminante Rückkehr, die für fesselnde Stunden sorgt, wenn man sich denn mit Herz und Seele darauf einlässt.

11.01.2018

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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