Temple Of Void - The World That Was

Review

Wer TEMPLE OF VOID kennt, der weiß recht genau, was ihn auch bei „The World That Was“ erneut erwartet. Das hat sich schon auf dem Vorgänger „Lords Of Death“ und auf der Split mit REVEL IN FLESH gezeigt. Der Stil der Amerikaner hat schon eine recht eigene Faszination, daher fällt das vollständige Eintauchen zumindest anfangs etwas schwer.

So pendelt das eröffnende „A Beast Among Us“ beständig zwischen Death und Doom Death und präsentiert sich natürlich schön alt und zäh. TEMPLE OF VOID setzen dabei nicht auf die klaren und offensichtlichen Strukturen, die Wege sind eher verschlungen. Und das Ganze hat zumindest hier schon ein paar ganz leichte Längen, allerdings trotzdem auf gutem Niveau.

TEMPLE OF VOID servieren verschiedene schwermütige Facetten

Der Anfang von „Self-Schism“ ist dagegen fast schon geradlinig und führt den Song gleich mal deutlich in Richtung CATHEDRAL. Hier kommt das leicht verschrobene und kauzige Wesen der Band erst so richtig zum Tragen. TEMPLE OF VOID drücken die Schwermut mittels stetiger Wiederholungen immer weiter in dein Hirn. Das macht die Scheibe weniger traurig, eher etwas depressiv. Denn von der Atmosphäre her hat das schon eher was vom Funeral Doom Marke WINTER.

Das gelungene akustische Zwischenspiel „A Single Obolous“ stellt dann erstmals dezente Hoffnungsschimmer in Aussicht. Und mit dem rockigen „Leave The Light Behind“ kommt tatsächlich etwas mehr Licht in die Trostlosigkeit, es wird eingängiger. Doch das harte „Casket Of Shame“ schlägt umgehend in eine andere Kerbe und ist ganz klar eher im Death als im Doom angesiedelt. TEMPLE OF VOID sträuben sich mit aller Macht dagegen, in eine Schablone gepresst zu werden. Die Mucke bleibt stets etwas kauzig und verschroben, doch zugegebenermaßen auch richtig interessant.

Und da das Beste bekanntlich zum Schluss kommen sollte, endet der schwermütige Reigen mit einem klassischen Doom-Death-Epos auf den Spuren von MY DYING BRIDE & Co. Herrlich traurig und melancholisch, dennoch zarte Pflänzchen der Hoffnung säend zieht dich der Titelsong runter, aber nicht bis zum Grund. Denn vor allem die herrlichen Melodien und wohligen Harmonien im letzten Drittel zeigen dir immer wieder das Licht fern am Horizont. Wenn TEMPLE OF VOID immer so musizieren würden wie hier, dann wäre „The World That Was“ ein ganz klarer Neun-Punkte-Kandidat.

Doom Death der leicht kauzigen und verschrobenen Art

Es ist ein Album mit verschiedenen schwermütigen Facetten, die sich richtig gut ergänzen. Man muss sich voll auf TEMPLE OF VOID einlassen, dann wird man diese Scheibe mit hoher Wahrscheinlichkeit auch verstehen. Und man muss sich mit „The World That Was“ schon eingehender auseinandersetzen, einfach nur mal auflegen und nebenbei runterlaufen lassen funktioniert hier ganz sicher nicht bzw. lässt einen eher voreilige Schlüsse ziehen.

TEMPLE OF VOID bleiben über die komplette Distanz ihrer ganz eigenen Linie treu, immer ein bis zwei Schritte abseits der bekannten Pfade, man sucht ganz bewusst nicht bereits vorhandene Fußstapfen. Und „The World That Was“ überzeugt definitiv mit einem sehr interessanten Spannungsbogen.

Wenn man bei Death Metal bzw. Doom Death überhaupt in irgendeiner Form von Mainstream sprechen kann, dann haben sich TEMPLE OF VOID davon auf jeden Fall meilenweit entfernt. Es ist oft zäh, leicht verstörend, will irgendwie nicht so richtig ins Ohr gehen, und funktioniert vielleicht genau deswegen doch. Viele etwas schräge Elemente in Reihe geschaltet machen seltsamer Weise doch irgendwie Sinn. Die Mucke hat ohne Zweifel Tiefgang, könnte aber vielleicht doch ab und zu mal an der eher plakativen Oberfläche kratzen. Nochmal kurz nachgedacht, nein, eigentlich passt hier schon alles so, wie es ist.

Die Jungs ziehen dich mit ihrer Mucke schon nach unten, immer weiter. Aber immer kurz vor dem völligen Versinken reichen dir TEMPLE OF VOID mittels einer dezent optimistischen Melodie die Hand und bewahren dich so vor dem Untergang.

27.03.2020
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