The Absence - A Gift For The Obsessed

Review

Siebeneinhalb Jahre ist es schon wieder her, dass die US-Melo-Deather THE ABSENCE ihr bisher letztes Full-Length-Album „Enemy Unbound“ veröffentlichten. Danach gings drunter und drüber bei dem Fünfer aus Tampa, Florida: Drummer Justin Reynolds musste aussteigen, weil er aufgrund einer Verletzung aus einem Autounfall nicht mehr in der Lage war, Schlagzeug zu spielen, und der Vertrag bei Metal Blade Records schien auch für eine der beiden Seiten – Band oder Label – nicht mehr zufriedenstellend zu sein. 2013 und 2016 folgten zwei Singles in Eigenregie (letztere ist auch auf der neuen Platte zu hören), und nun kommt am 23. März das neue, vierte Album der Band via M-Theory heraus: „A Gift For The Obsessed“. Darauf zeigt die Band, dass sie in der achtjährigen Quasi-Schaffenspause zwar nichts verlernt hat – aber auch, dass die Musiker sich nicht sonderlich weiterentwickelt haben.

THE ABSENCE machen wenig falsch – aber auch nichts richtig gut

Denn obwohl THE ABSENCE auch im Jahre 2018 noch grundsoliden Melodic Death Metal à la mittlerer AT THE GATES, früher bis mittlerer DARK TRANQUILLITY oder auch den ARCH ENEMY der frühen Gossow-Jahre spielen, fehlt es „A Gift For The Obsessed“ doch etwas am Alleinstellungsmerkmal, am i-Tüpfelchen. THE ABSENCE sind eben keine A-Band (mehr) – die Begründung dafür mag woanders liegen, aber auch die Musik wird dazu beigetragen haben. Klar, technisch und kreativ machen die Floridianer wenig falsch, die Songs sind auf den Punkt komponiert, professionell arrangiert und letztlich nicht schlechter, als viele andere Melodic-Death-Metal-Bands. Aber es gibt eben auch wenig, was auf „A Gift For The Obsessed“ heraussticht, wenig, was als „besonders“ im Kopf hängenbleibt. Einige wenige Ausflüge in „Storm Of The Lights Bane“-Melodiosität (zum Beispiel in „Fear Of Existence“) sowie die Hardcore- und Modern-Metal-Anleihen in „You Can’t Bring Me Down“ sind da noch das Spannendste und Nennenswerteste, was auf diesem Album passiert.

In den 00er Jahren hätte man mit „A Gift For The Obsessed“ durchkommen können

Der Rest ist eben Melodic Death Metal tendenziell schwedischer Ausprägung von der Stange. Das macht bisweilen Spaß, ist aber in etwa so schnell aus dem Gehörgang verschwunden, wie es dort reinblastet. Nun müssen Genres natürlich nicht permanent neu erfunden werden, und der Verfasser dieser Zeilen ist der letzte, der schreiben würde, „old school“ könnte keinen Spaß machen. Aber eine Nische, einen Wiedererkennungswert muss man eben trotzdem für sich finden – das verpassen THE ABSENCE komplett. Das Prinzip mag in den 00er Jahren noch funktioniert haben, als AT THE GATES tot, IN FLAMES noch ganz okay und ARCH ENEMY und AMON AMARTH das nächste große Ding waren – da konnte man mit einem solchen Album wohl auf der Welle mitschwimmen. In der Zwischenzeit ist im Melodic Death Metal aber so viel passiert, dass „A Gift For The Obsessed“ weitestgehend antiquiert wirkt – und das nicht im guten Sinne.

17.03.2018
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