Them - Psychedelic Enigma

Review

Vorhang auf für eine weitere Horrorgeschichte. THEM entfesseln mit „Psychedelic Enigma“ ihr finsteres Universum!

Eine weitere Horrorgeschichte im finsteren Universum von THEM

Das Konzeptalbum knüpft inhaltlich an die vier Vorgänger „Sweet Hollow“ (2016), „Manor Of The Se7en Gables“ (2018), „Return To Hemmersmoor“ (2020) und „Fear City“ (2022) an. In der rätselhaften Geschichte um den mysteriösen wie tragischen Hauptprotagonisten, zugleich Täter wie Opfer, verwischen die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit und führen gegen Ende zum großen Finale, in welchem die Geheimnisse gelüftet werden. Eine gewisse Ähnlichkeit zum Film „The Others“ ist nicht von der Hand zu weisen.

Natürlich fühlt man sich an die Horrorgeschichten von KING DIAMOND erinnert. Ursprünglich eigentlich der Grund, dass es THEM überhaupt gibt, emanzipierte sich die Band im Lauf der Jahre immer mehr. „Psychedelic Enigma“ offenbart noch immer die einstigen Einflüsse, wirkt aber gleichzeitig auch wie ein stilistischer Befreiungsschlag.

Ein stilistischer Befreiungsschlag

THEM führen auf „Psychedelic Enigma“ ihre Entwicklung fort, die sie ein Stück weiter vom dänischen Diamantenkönig entfernt und damit stärker einen eigenen Charakter herausbilden. Der Falsett-Gesang ist weiter reduziert, wobei sich die Phrasierungen von Troy Norr doch noch am großen Idol orientieren, und weichen einem eigenständigeren Gesangsstil. Die Gitarren wirken schon an einigen Stellen insbesondere von Andy LaRocque inspiriert und auch in Sachen Dramaturgie hält man noch weiter fest. Dennoch, die Band legt stärkeren Fokus auf die Ausarbeitung eines eigenen Stils, hat sich emanzipiert und wirkt erwachsener.

Insgesamt haben THEM mit „Psychedelic Enigma“ in Sachen Eigenständigkeit, Kraft und Härte eine Schippe draufgelegt und pendeln nun stärker zwischen melodischem Thrash, Power und US Metal. Ebenso sind die neuen Songs geradliniger, direkter komponiert. Spooky Sounds sind seltener. Eingängige Hooklines finden sich noch mehr als in der Vergangenheit, ohne das Storytelling zu stören. Dazu passt auch die starke, druckvolle Produktion von Randy Burns (MEGADETH, SUICIDAL TENDENCIES).

Gerade die ersten Stücke nach dem Intro „Ad Re“ machen das deutlich. Das furiose „Catatonia“ legt ordentlich los, schneidende Thrash-Riffs, einprägsame Hooks, Tempowechsel, starker Gesang. Der fünfte Song „Remember To Die“ präsentiert am deutlichsten die neuen THEM. So schnell und brutal hat die amerikanisch-deutsche Band noch nie gespielt. Ein präzise stürmendes, wütendes wie rohes Thrash-Gewitter.

Nach diesem erbarmungslosen Beginn sorgen in der Albummitte drei weniger straighte, weniger aggressive und langsamere Songs für angenehmen Kontrast. Das getragene, epische schöne „Silent Room“, die proggigen Thrash-Gitarren und Keyboards in „Psychonautic State“ und das progressiv-eingängige „The Scarlett Remains“ bringen angenehme Abwechslung. Gerade das letztgenannte Stück präsentiert eindrucksvoll sämtliche Facetten von THEM.

Ein echtes Highlight auf „Psychedelic Enigma“ ist das dreiteilige, melodische Epos „Electric Church“, „Echoes Of The Forgotten Realm“ und „Troubled Minds“. Hier verschmelzen Prog- und klassische Metal-Elemente mit epischen Parts, vielschichtigen Strukturen und Wendungen, getragene Hooks und theatralische Sounds zu einem großen Finale. Mit dem Schlussdialog „Delirium“ fällt der letzte Schleier des Grauens.

Der letzte Schleier des Grauens

THEM haben ihre Klangwelten weiterentwickelt. Die packenden, spannenden wie vielseitigen Hymnen entfalten insbesondere ihre Wirkung, wenn man „Psychedelic Enigma“ am Stück anhört. Einige Parallelen zu KING DIAMOND sind noch vorhanden, aber das neue Album rückt den bisher deutlichsten Schritt weg vom großen Vorbild. Schneller, härter, reifer, ein vertonter Albtraum.

17.10.2025

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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