Thermality - Concept 42

Review

Soundcheck November 2025# 17

Man merkt so langsam das eigene fortschreitende Alter. In den späten Nuller-Jahren waren die um 1990 Geborenen, zu denen der Autor dieser Zeilen auch gehört, hauptverantwortlich für das sogenannte Thrash-Revival. Wir haben Bands und Alben einer Epoche idealisiert und streckenweise bis hin zu den Klamotten nachgeahmt, die ihre Höhepunkte zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahrzehnte zuvor hatten, woraus wiederum eine Welle an heute etablierten Bands wie EVILE, WARBRINGER oder SUICIDAL ANGELS erwuchs. Bedeutet das, dass wir uns nun auf eine Generation von Twentysomethings, die der Musik der Nuller Jahre nacheifern, gefasst machen müssen?

Ist “Concept 42” Weiterentwicklung oder Anbiederung?

Wenn wir uns die jungen Schweden THERMALITY anschauen, könnte an der Theorie was dran sein. Das Quintett ist im Schnitt Anfang 20 und hatte letztes Jahr mit “The Final Hours” ein richtig cooles Album am Start, das sich zwar leider nicht an der Genialität von “The Jester Race” orientierte, aber immerhin deutlich an den noch-erträglichen IN-FLAMES-Klassikern “Whoracle” und “Colony”. Hatte die Band also bisher poppigen, aber kurzweiligen Melodic Death Metal gespielt, will sie ähnlich wie die großen Vorbilder von Death-Metal-Anteilen nix mehr wissen, orientiert sich an den IN-FLAMES-Totalausfällen “Reroute To Remain” bis “Come Clarity” und verstärkt den Anteil an Teeniecore-Momenten aus der Emo-Hölle sogar noch ein gutes Stückchen. Die Refrains von “Brainstorm” oder “Inception” jedenfalls wären selbst notorischen Eyeliner-Verbrechern wie CALIBAN zu pubertär.

Dass ein unnatürlich aufgeblasener Drumsound und dominante Synthie-Parts jetzt ebenfalls hinzukommen, scheint Teil der Ehre zu sein. Haben IN FLAMES ja auch gemacht. Immerhin funktionieren einzelne Riffs als ordentliche Göteborg-Hommage, wenn man sie aus dem Zusammenhang reißen würde. Dafür und weil die Platte abwechslungsreich und kompetent gespielt ist, können wir guten Gewissens sechs Punkte geben. Hübsch anzusehen, aber auch irreführend oldschoolig ist das Artwork aus den Pinseln von Andreas Marschall. Der Musik angemessener wäre sicherlich eine Photoshop-Collage oder eine knallbunte Comic-Krakelei, wie sie um 2007 zuhauf eingesetzt wurden.

THERMALITY – Kompetente Epigonen?

Aus hoffnungstragenden Newcomern wurde eine blasse Kommerzanbiederung, die versucht, jedes Stilmittel einzubauen, das irgendwann mal bei der Full-Force-Zielgruppe gezogen hat. THERMALITY haben in Zukunft viel vor sich, um zu beweisen, dass aus ihnen noch eine eigenständige Band werden kann. Das sich aktuell andeutende Epigonendasein wird langfristig jedenfalls nicht zum ersehnten Erfolg führen, zumal die Qualität im Vergleich zum Vorgänger signifikant abgenommen hat.

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26.11.2025

Redakteur

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4 Kommentare zu Thermality - Concept 42

  1. Laniakea sagt:

    Ganz schön verbissen, der Johannes. Wichtigtuerische Phrasen über wichtigtuerische Phrasen, dabei sehr wenig Musikbezug. Mit Journalismus hat das wilde Gebelle gegen allerlei Bands und gewisse Stilistiken jedenfalls wenig zu tun. Das foranschreitende Alter merkt man hier primär an der aufgesetzt wirkenden Verbitterung, die aufgrund der stumpfen Wortwahl eher dem pseudo-rebellischen Duktus eines Teenagers gleicht. Manchmal hilft da schon, wenn man den Rechner einfach mal ausmacht, dann muss man den eigenen Frust nicht an Unbeteiligten auslassen. In diesem Sinne: Gute Besserung.

  2. ClutchNixon sagt:

    Oder aber man akzeptiert einfach mal andere Meinungen und auch deren Bissigkeit und cancelt das eigene moralische Sendungsbewusstsein, wenn absolut niemand und die hier gegenständliche Band schon gar nicht, in ihrer Würde verletzt worden ist. Kunst zu veröffentlichen bedeutet auch stets Kritik erwarten und ertragen zu müssen. Das gilt auch für Dich und Dein falsches Review-Verständnis.

  3. Laniakea sagt:

    Dass dich obiges Review als Musikjournalismus zufrieden stellt, wundert mich wenig, da kannst du von „moralischem Sendunsbewusstsein“ salbadern und damit mindestens drei Regale zu hoch greifen, so viel du willst. Die Kritik jedoch bleibt bestehen, was ja, wie du selbst bereits feststelltest, erwartbar und zu ertragen sei. Sicherlich muss man ebendiese auch als Kunstschaffender aushalten, aber genau darum geht’s hier ja: Längst vorgekauter Elitarismus, abschätziges Gepöbel etc. pp. sind keine Musikkritik, sondern eben genau das: Längst vorgekauter Elitarismus und abschätziges Gepöbel. Ich verstehe schon richtig, was ein Review wiedergeben sollte und was nicht, mach‘ dir da mal keine Gedanken. Dass man da auch mal ein paar Sprüche raushaut – geschenkt. Um Musik geht’s in dieser Rezension trotzdem fast gar nicht, stattdessen will der „Rezensent“ offenbar ein bisschen Frust ablassen und Gatekeeper spielen. Wie gesagt, wenn dir das genügt, bitte, aber ich erwarte mir da ein wenig mehr und denke, dass die Messlatte damit trotzdem nicht zu hoch angesetzt ist.

  4. metal-maniac sagt:

    Puh, der verlinkte Song klingt aber tatsächlich wie eine In Flames-RippOff der billigsten Sorte. Selbst die seltsamen „Vocals“ zwischen miesem Klargesang und bloß nicht zu aggressiven Screams wurde hier kopiert. Wenn der Rest des Albums auch so sein sollte, hätte ich nicht mal die 6 Punkte vergeben.