Three Days Grace - Outsider

Review

Wer in seiner Jugend oder sogar zu Kindheitstagen jemals ein Guitar-Hero- oder Rock-Band-Videospiel in der Hand bzw. in der Konsole hatte, über den Alternative-Rock zum Metal gefunden hat oder auch einfach nur in diesem Genre zu Hause ist, dem dürfte der Name THREE DAYS GRACE auf jeden Fall geläufig sein. Seit knapp zwei Jahrzehnten treiben die Kanadier bereits ihr Unwesen in der Szene und sind mittlerweile bei Album Nummer sechs angelangt. Nach dem grandiosen Einstand von „Nicht mehr ganz so neu“-Frontmann Adam Waist auf dem Vorgängeralbum „Human“ – das bei uns ja ganz gut abgeschnitten hat – sind die Erwartungen natürlich relativ hoch.

THREE DAYS GRACE machen weiter wie bisher

Noch während der ersten Sekunden des Openers „Right Left Wrong“ entsteht ein Eindruck, der sich über die nachfolgenden 11 Tracks manifestiert: Adam Waist hat augenscheinlich stimmlich ein wenig mehr zu sich selbst gefunden und versucht weniger Ex-Frontmann Adam Gontier zu mimen. Seine Stimme ist auf dem neuen Werk „Outsider“ etwas weicher und auch vor höheren Tönen schreckt der sowieso schon grandiose Sänger nicht zurück. Das macht die alte Platte weder schlechter, noch die Neue wirklich signifikant besser, nur eben gefühlt etwas authentischer. Musikalisch orientiert sich „Outsider“ an bereits erwähntem Track „Right Left Wrong“. Keine scharfe Rechtskurve, kein Blinker links und keinen U-Turn, sondern schnurstracks geradeaus. THREE DAYS GRACE machen weiterhin das, was sie schon seit vielen Jahren praktizieren: Ordentlichen, energetischen Alt-Rock mit starken Riffs (das Bridge-Riff auf „Infra-Red“ zieht einem ordentlich die Schuhe aus) und jeder Menge Ohrwurm-Refrains („Nothing to Lose But You“, „The New Real“).

Klingt auf dem Papier nach Stagnation – ist es im Prinzip auch –, fällt in dem bedienten Genre allerdings weniger negativ ins Gewicht als etwa ein wiederholter Glockenspielpart auf einem BETWEEN THE BURIED AND ME Album. Man muss das Genre-Rad eben nicht immer neu erfinden, solange der Wagen rollt und die Fahrt noch Spaß macht. Einen schweren Unfall gibt es auf „Outsider“ nicht, allerdings kommen THREE DAYS GRACE mit dem Track „Love Me or Leave Me“ ganz kurz ins Schleudern. Der Song ist nicht nur grenzwertig schnulzig, sondern dank überwiegend unnatürlich elektronischer Untermalung auch ein bisschen öde. Nach wiederholtem Abspielen der Platte wirkt sich besagter Umstand allerdings nicht mehr ganz so negativ auf den Hörfluss aus wie zu Beginn und wird im richtigen Licht zu einer angenehmen Verschnaufpause.

„Outsider“ ist eine runde Sache

Genauso wie es keine Unfälle gibt, gibt es leider auch keine „Wow!“-Momente. Klar, die bereits erwähnten Songs „Nothing to Lose But You“ und „The New Real“ haben einen gewissen Ohrwurmcharakter, lassen aber auch keine Unterkiefer gen Erdboden sinken. Klingt in der Theorie auch wieder schlimmer als es ist, denn „Outsider“ ist ein absolut rundes Album geworden und ein Manifest dafür, das THREE DAYS GRACE auch 15 Jahre nach ihrem Debütalbum weder an Relevanz noch an Klasse und Qualität verloren haben. Wer keine Angst vor „nicht harter“ Musik hat, kann sich die Platte guten Gewissens in den Schrank stellen. Für Fans ist das gute Stück sowieso ein Muss.

11.03.2018
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