Turisas - The Varangian Way

Review

TURISAS? War da nicht was? Richtig, die Erfindung eines neuen Genres seitens der Band namens „Battle Metal“. So nannten TURISAS gleichzeitig ihr Debut. Und das hatte bis auf „The Messenger“, „Sahti-Waari“, „Rex Regi Rebellis“ und dem akustischen Finale „Katuman Kaiku“ nichts wirklich überragendes zu bieten. Denn trötende Keys aus THYRFINGS „Valdr Galga“-Ära überdauerten hier in Verbindung mit lauen Black-Elementen und hymnischem Folk-Power Metal, ohne jedoch den Speed, das songschreiberische Können oder die Atmosphäre der Schweden auch nur anflugweise zu erreichen. Mit „The Varangian Way“ gibts nun neues von den kämpferischen Finnen. Und eines ist ihnen schon mal gelungen: das Covermotiv nämlich, dass AMON AMARTH ziemlich alt aussehen läßt.

Trötend gehts los mit „To Holmgard And Beyond“, an FALCONER ziemlich getreulich erinnernd. Melodisch, episch, Hall, Kunststreicher, Chöre mit Pomp, fast MANOWAR-like. Eine narrative Stelle mit Folkappeal darf nicht fehlen, irgendwo, das Schlagzeug verrät es uns, ziehen welche in die Schlacht, natürlich nur bei Disney, so kann es keine Verletzten geben, Tote erst recht nicht. Wann kommt eigentlich der Black-Einsatz? Im ersten Song jedenfalls nicht. Das ist lupenreiner Power Metal. Noch heroischer gehts bei „A Portage To The Unknown“ zu, es gibt nun das, was TURISAS für progressiv halten, eigenwillige Gesangseinlagen mit Pathos vorgetragen und von harmloser Natur, einen klöppelnden Drumcomputer (oder ist da ein echter am Werk?), Glocken, endlich kratzige Vocals, leider wieder von Chören in Schneekönigin-Manier zugewattet, ein Akkordeon erklingt, Bombast, also ich weiß nicht, als Filmmusik eines Kitschstreifens vielleicht in Ordnung, aber so? „Cursed By Iron“ tönt akustisch, dadurch interessanter, der ganze opulente Kram bleibt im Hintergrund, na ja, nicht ganz, hier wird rifforientier Black aufgefahren, der beste Track bisher, ganz klar. Mit Key-Pomp wird munter fortgefahren, orientalisch wird es in „Fields Of Gold“, tackernd das Schlagwerk, halbwegs gemeine Vocals verprellen die Gefährtin, die mitlauscht, nicht zu sehr, ein Spielmannszug erklingt, von Fanfaren begleitet nähert man sich der Herberge.

„In The Court Of Jarisleif“ entführt auf den Markt, am Wirtshaus vorbei, ein Tänzchen spielt auf, ein simples Saufliedchen folgt, überhaupt nicht mein Fall, derartig einfach gestrickte Kompositionen. Dabei können die akustischen Zwischenspiele durchaus gefallen, die Opernstimme jedoch, musste die nun auch noch sein? Glücklicherweise handelt es sich nicht um Marco von NIGHTWISH… Ein Klavier führt in „Five Hundred And One“, einen episch-hymnischen Song von dramatischem Zuschnitt. Das mitreißende einer ENSIFERUM-Komposition fehlt TURISAS ebenso wie das Gimli-Flair von FINNTROLL oder das ausgefeilte Songmaterial von MOONSORROW. Irgendwie wirkt die dargebotene Mischung auch noch nicht stimmig; die Entscheidung, was sie mal machen wollen, haben sie noch nicht getroffen. Am Ende von „Five Hundred And One“ erwartet man regelrecht „We Are The Champions“ oder was vergleichbares von MANOWAR, solch üblen Kitsch habe ich lange nicht gehört. „The Dnieper Papids“ trötet los mit überschlagenden Fanfaren, ein kleines Riff, heisere Vocals, glattgebügelter Plastiksound, wohin das Ohr hört, Frauenstimmen überhöhen in wagnerianischer Natur den ohnehin permanent überbordenden Song. Das verrückte Georgel nach Mussorski-Art läßt an Hexensabbath denken, allein CRADLE sind gruseliger, was ja schon einiges heißt. „Miklagard Overture“ könnte eine Hymne von MANOWAR sein, „The Steel And The Ring“ oder so. Was für ein Pathos, welch ein Bombast! Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass der Pomp darüber hinwegtäuschen soll, es mit doch recht simplem Songmaterial zu tun zu haben. Nee, da lob ich mir doch die virtuosen ENSIFERUM… TURISAS sind professionell mit Hall produziert, wie es das Genre verlangt, solide steril eingespielt, die Keys stets im Vordergrund. Kurz, wer EQUILIBRIUM erträglich findet, wer Schneewitchen, die Schneekönigin und Frau Holle gleichzeitig genießen kann, wer Joey von MANOWAR oder NIGHTWISH trotz Marco noch immer vergöttert, der kann bedenkenlos zuschlagen. Ich bestimmt nicht.

10.06.2007
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